Bei einem routinemäßigen Wechsel von Fentanyl-Pflaster gilt äußerste Vorsicht: Wird ein „altes“ Pflaster versehentlich auf der Haut belassen, kann es zu gefährlichen Intoxikationen mit den schmerzstillenden Opiaten kommen, wenn ein frisches dazu geklebt wird.
Die Zahl der gemeldeten Fälle von Missbrauch, Falschanwendung sowie Abhängigkeit bei Fentanyl-TTS ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Denn: Die opioidhaltigen Pflaster werden häufig in der Schmerztherapie eingesetzt. Dabei beschränkt sich die Anwendung längst nicht mehr auf postoperative oder Tumorschmerztherapien.
Laut einer Mitteilung des Forschungszentrums für Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen wurden zu Lasten der Kassen 1996 noch 129 Millionen entsprechende definierte Tagesdosen (DDD) von Opioiden verschrieben. Im Jahr 2020 lag diese Anzahl schon bei 446 Millionen DDD. Besonders dramatisch: Die versehentliche Anwendung kann tödlich sein. Gerade bei älteren, womöglich dementen Patient:innen, ist das Risiko einer Fehldosierung erhöht.
Um einer irrtümlichen Exposition entgegenzuwirken, haben Hersteller im Dezember 2022 in Rücksprache mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beschlossen, Pflasterverpackungen mit einem Warnhinweis zu versehen: „Versehentliche Anwendung oder Einnahme kann tödlich sein.“ Und dennoch: Es kommt immer wieder zu Fallberichten, bei den übermäßig viele Pflaster geklebt wurden oder alte Pflaster versehentlich auf der Haut verbleiben, teils auch wegen fehlender Aufklärung.
Wird das getragene Pflaster beim Kleben eines neuen nicht entfernt, kann es zu einer Überdosierung kommen. Denn entgegen der Annahme ist die vollständige Beladungsmenge noch nicht abgegeben. Das alte Pflaster enthält weiterhin Arzneistoff und gibt diesen über die Haut frei.
Apotheken können bei Abgabe von Fentanyl-Pflaster an Patient:innen eine wichtige Rolle übernehmen.
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