Von Erkältung oder Allergie geplagt, verlangen Patient:innen in der Apotheke häufig ein Kombinationspräparat. Meistens enthalten die Produkte Pseudoephedrin. Eine intensive Beratung ist gerade bei diesen Produkten notwendig, da der Wirkstoff ein hohes Risiko für Wechselwirkungen und Abhängigkeiten birgt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) nimmt die Substanz gerade noch einmal genauer unter die Lupe.
In Deutschland ist Pseudoephedrin nur in Kombinationspräparaten verfügbar. Kürzlich wurde eine Neubewertung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Wirkstoffes veranlasst. Das Ergebnis der Neubewertung durch die EMA steht noch aus.
Pseudoephedrin ist ein zentral wirksames indirektes Sympathomimetikum, es kommt bei der Anwendung zu einer vermehrten Freisetzung von Noradrenalin. Noradrenalin ist ein Agonist an den adrenergen Alpha- und Beta-Rezeptoren und dabei nicht selektiv, anteilig dockt es aber an mehr Alpha- als Beta-Rezeptoren an. Die Rezeptoren kommen an vielen Stellen im Körper vor, die Konzentration der Beta-Rezeptoren ist dabei vor allem am Herzen sehr hoch, Alpha-Rezeptoren finden sich unter anderem in den Blutgefäßen und im Zentralnervensystem.
Durch eine Stimulierung des Sympathikus kommt es im Körper deshalb neben einer Vasokonstriktion – die sich in den Kombipräpraten zu Nutze gemacht, da auch die Nasenschleimhäute abschwellen – auch zu einer Erweiterung der Atemwege. Außerdem steigen die Herzfrequenz und der Blutdruck: Der Körper wird auf eine Aktivitätssteigerung eingestellt, er befindet sich im „Fight-or-Flight“-Modus. Eingesetzt wird Pseudoephedrin deshalb zum Beispiel bei allergischer Rhinitis mit einem Antiallergikum zusammen oder bei Erkältungen und Rhinosinusitis mit einem Schmerzmittel wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Paracetamol.
In der Apotheke ist der Wirkstoff unter anderem in folgenden Kombipräparaten enthalten:
30 mg Pseudoephedrin
60 mg Pseudoephedrin
120 mg Pseudoephedrin (retardiert)
Durch die Leistungssteigerung und den „aufputschenden Effekt“ hat der Wirkstoff allerdings auch ein hohes Abhängigkeits- und Missbrauchspotenzial – er wird sogar für die illegale Drogenherstellung verwendet. Präparate mit Pseudoephedrin sollten daher nicht zu lange am Stück angewendet werden.
Es wird angenommen, dass der Wirkstoff die Blut-Hirn-Schranke überwindet, nachgewiesen wurde der Übergang in die Muttermilch. Generell ist die Anwendung von Pseudoephedrin in der Schwangerschaft kontraindiziert, da es den uterinen Blutfluss vermindert. Andere Kontraindikationen sind außerdem Bluthochdruck, die Einnahme von MAO-Hemmern, Harnverhalt, Engwinkelglaukom, koronare Herzkrankheit und die gleichzeitige Einnahme anderer Sympathomimetika, dazu zählen auch lokal angewendete Präparate wie abschwellende Nasensprays.
Mögliche Nebenwirkungen von Pseudoephedrin sind aufgrund der indirekten sympathomimetischen Wirkung:
APOTHEKE ADHOC Debatte