Unmotiviertes Personal

Keine Lust auf HV: Inhaberin betont Königsdisziplin

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Berlin -

Die Türklingel geht und ein Kunde kommt in die Apotheke – vielleicht gehetzt, genervt oder mit vielen Fragen. Die Angestellten halten sich zurück, keiner will so recht an den HV-Tisch gehen, um ihn zu bedienen. Eine Szene, wie sie von mancher Inhaberin oder manchem Inhaber beschrieben wird. Von „HV-Drückebergern“, einer gewissen Unlust an der Beratung, ist die Rede. Inhaberin Daniela Hänel betont: „HV ist die Königsdisziplin“. Nur dort werde Geld verdient.

Wer in der Apotheke arbeitet, hat viel mit Menschen zu tun. Das ist einer der Gründe, weshalb sich viele für einen pharmazeutischen Beruf entscheiden. Doch es kommt auch vor, dass die Arbeit „vorne“ als zu anstrengend empfunden wird. Für Inhaberinnen und Inhaber kann das zum Dilemma werden, denn gerade im Handverkauf zeigt sich laut Hänel die Stärke der Apotheke: „Wir sind die erste Anlaufstelle, am HV kann man das umfangreiche Wissen zeigen, das man in der PTA-Ausbildung oder im Studium gelernt hat. Von meinem Team sind alle gerne vorne.“

Die Inhaberin der Linda Apotheke in der Nordvorstadt in Zwickau räumt ein, dass auch die Arbeit in der Rezeptur herausfordernd und die Tätigkeiten im Backoffice wichtig seien. Sie weist jedoch darauf hin, dass die Kundschaft mit einem Problem komme und die Angestellten vorne die Lösung seien sollten. „Hier kann ich das meiste Wissen anwenden. Hier im Center ist es jeden Tag etwas anderes und so hat man viel Abwechslung.“ Natürlich könne die Arbeit in der Beratung anstrengend und herausfordernd sein. Aber dort werde der Umsatz, Absatz und Rohertrag eingefahren. Und davon würden nun einmal am Monatsende die Gehälter bezahlt. „Der gegangene Kunde bezahlt keinen Lohn“, sagt sie.

Klare Strukturen ohne Verkaufsdruck

„Wenn ich nicht gerne mit Menschen umgehe, brauche ich nicht in die öffentliche Apotheke.“ Kolleginnen und Kollegen, die Probleme mit der Motivation ihrer HV-Kräfte haben, empfiehlt sie einen lockeren Umgang mit dem Personal, regelmäßige Schulungen oder Teamevents. Auch klare Strukturen und Aufgabenverteilungen helfen, dass der HV beim Eintreten der Kundschaft umgehend besetzt ist. Wichtig sei, dass die Arbeit – sowohl vorne als auch im Backoffice – Spaß mache.

Die Angestellten im Handverkauf hätten „die Krönchen“ auf, sagt Hänel. „Warum nicht einfach mal lustige T-Shirts verschenken, auf denen HV-Queen oder ähnliches steht.“ Hilfreich sei auch, den Erfolg einer gelungenen Beratung zu teilen – allerdings ohne Verkaufsdruck. „Du musst als Chef auch Vorbild sein. Wenn ich als Chefin nicht vorn in der Apotheke präsent bin, wird das auch nichts.“

Sie selbst bedauert, nicht öfter im Handverkauf tätig sein zu können. „Ich persönlich bin dort am liebsten, aber ich muss mich ja eher mit den oft sinnlosen, vorgeschriebenen bürokratischen Angelegenheiten beschäftigen. Dank der Politik der vergangenen 25 Jahre inklusive ihrer Mitwirkenden.“

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