In der Schmuggelaffäre um den brandenburgischen Pharmahändler Lunapharm hat das Gesundheitsministerium des Landes eine Telefon-Hotline geschaltet. Darüber sollen ab heute 10 Uhr Informationen für Patienten, aber auch Heilberufler wie Apotheker und medizinisches Personal zur Verfügung stehen.
Das Informationstelefon wird dem Ministerium zufolge im Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen um den illegalen Medikamentenhandel mit einer Apotheke in Griechenland geschaltet. „Es soll zur Aufklärung beitragen und ist eine zusätzliche Möglichkeit, Nachfragen zu stellen.“ Die Hotline werde von medizinischen und pharmazeutischen Experten besetzt sein, kündigt das Ministerium an.
Die Telefone sind täglich zwischen 10 und 16 Uhr besetzt. Lunapharm hatte vom griechischen Lieferanten Pharmacy Ozbagdzi haralampidis Stilianos Arzneimittel bezogen. Zuletzt hatte das Ministerium Versäumnisse bei der Kontrolle von Lunapharm eingeräumt und rund 700 Arzneimittelpackungen zurückgerufen. In der Vergangenheit sei Hinweisen nicht ausreichend nachgegangen worden, wonach diese Medikamente gestohlen worden sein sollen, so das Ministerium. Bei vielen Menschen herrsche Verunsicherung darüber, um welche Arzneimittel es sich handele und welche Beeinträchtigungen eingetreten sein könnten.
Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) entschuldigt sich für das Handeln. „Das tut mir aufrichtig leid. Ich will, dass alle Fakten auf den Tisch kommen und die Geschehnisse lückenlos aufgeklärt werden.“ Um Betroffenen eine direkte Möglichkeit zu geben, kompetente Informationen zu bekommen, habe sie entschieden, die Hotline einzurichten. Die Rufnummer lautet: 0331 866-5020.
Der Skandal um die Brandenburger Firma zieht auch in Berlin Kreise. „Wir wissen aber noch nicht, wie viele Patienten betroffen sind“, sagte Mirza Cerimagic, Sprecher des Landesamts für Gesundheit (Lageso). Es sei ein aufwendiger Prozess, die Lieferkette von dem Großhändler zu einer Berliner Apotheke und von dort aus weiter zu vier Arztpraxen in der Hauptstadt zu verfolgen. „Es liegt dann zum Schluss bei den Ärzten, ihre Patienten zu informieren“, ergänzte er.
Noch sei völlig unklar, ob diese Medikamente gegen Krebs schädlich oder unwirksam seien, sagte Cerimagic. Die Untersuchungen dazu liefen in Brandeburg. „Wir hoffen, dass es nächste Woche mehr Erkenntnisse dazu gibt.“ Es könne aber auch sein, dass Patienten die Medikamente bereits eingenommen und damit aufgebraucht hätten. „Bei uns hat sich bisher noch kein Patient mit Fragen gemeldet.“
Laut einer Rückruf-Liste des Ministeriums sollen Arzneimittel zwischen 2015 und 2017 an- und weiterverkauft worden sein. „Die Lunapharm Deutschland GmbH ruft alle noch in der Laufzeit befindlichen Produkte, die von dem griechischen Lieferanten Pharmacy Ozbagdzi haralampidis Stilianos bezogen wurden, zurück“, heißt es im Rückruf des Referatsleiters des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie in Brandenburg. Betroffen sind rund 700 Arzneimittel.
Der Verdacht des illegalen Medikamentenhandels wurde vom Ministerium zunächst zurückgewiesen: Vergangenen Freitag hatten ein Mitarbeiter auf einen Bericht des ARD-Magazins „Kontraste“ reagiert und gesagt, es habe keine Kenntnisse gegeben, dass über eine griechische Apotheke gestohlene und gefälschte Medikamente nach Deutschland vertrieben wurden. Dem in Brandenburg ansässigen Pharmahändler sei Anfang Juni 2017 lediglich untersagt worden, mit der griechischen Apotheke zu handeln, weil diese gar keine Großhandelserlaubnis hatte.
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