UAW-Meldungen

Auch ABDA gegen Nebenwirkungen.de

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Berlin -

Die Front gegen das Portal Nebenwirkungen.de wird breiter: Nach Ärzten und Herstellern stellt sich jetzt auch die Standesvertretung der Apotheker gegen das Start-up Medikura, das die Seite betreibt. Die ABDA rät von der Nutzung des Portals ab. Stattdessen sollten sich Patienten bei Nebenwirkungen an den Apotheker vor Ort wenden.

„Im bewährten Meldesystem berichten Patienten zunächst ihrem Apotheker von einer Nebenwirkung“, meldet die ABDA am Dienstag und spielt damit – ohne den Namen ein einziges Mal zu nennen – auf Nebenwirkungen.de an. Der Apotheker gibt die Meldung an die Arzneimittelkommission (AMK) weiter, die wiederum alle Meldungen systematisch erfasst, auswertet und an die entsprechenden Bundesbehörden weitergibt. Erlassen die Behörden daraufhin Maßnahmen, werden die von der AMK umgesetzt oder die Informationen an alle Apotheke verteilt.

Die AMK übt nach Aussage der ABDA den Schulterschluss mit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AKdÄ): Genau wie die Medizinerkollegen lehne sie die Erfassung und Weiterleitung von Nebenwirkungen durch privatwirtschaftliche Anbieter ab. „Gesundheitsdaten sind hochsensibel und dürfen nicht in falsche Hände gelangen“, so die ABDA. Deshalb könnten Patienten ihre Nebenwirkungen direkt an die Bundesoberbehörden melden.

„Bei privatwirtschaftlichen Unternehmen sollten Patienten damit rechnen, dass die gesammelten Gesundheitsdaten an interessierte Stellen verkauft werden“, sagt der AMK-Vorsitzende Professor Dr. Martin Schulz. Privatwirtschaftliche Meldesysteme könnten demnach „das Vertrauen der Bevölkerung in die etablierten Meldestrukturen der öffentlichen, unabhängigen und nicht gewinnorientierten Institutionen gefährden“. Außerdem steige das Risiko von Doppel- und Mehrfachmeldungen, wenn Nebenwirkungen über verschiedene Wege gemeldet werden.

Vorvergangene Woche hatte sich die AkdÄ bereits ausführlich zum Portal Nebenwirkungen.de ausgelassen und es dabei als Ganzes zur Disposition gestellt. Deutschland verfüge bereits über „ein gesetzlich etabliertes und wirksames System, um Nebenwirkungen zu erfassen“, so die AkdÄ. „Die Beteiligten an diesem System sind untereinander vernetzt, ihre Aufgaben sind durch gesetzlich verankerte Vorschriften festgelegt, deren Erfüllung kontinuierlich überprüft wird.“ Außerdem sei nicht klar, ob und welche zusätzlichen Kosten dadurch entstehen, dass Medikura ein privatwirtschafltiches Unternehmen ist, und ob alle Sicherheitsstandards eingehalten werden.

Das Münchner Start-up wehrte sich seinerseits mit einer seitenlangen Stellungnahme und wies die Vorwürfe entschieden zurück. „Das bestehende Meldesystem mag zwar gesetzlich etabliert sein, jedoch sprechen viele Gründe dagegen, dieses als ‚wirksam‘ zu bezeichnen“, so das Unternehmen. Denn es weise ein deutliches Underreporting auf: Seit Jahrzehnten die Meldequote konstant unter 1 Prozent aller tatsächlichen Nebenwirkungen, selbst bei schwerwiegenden seien es nur 5 Prozent. „Der Prozess ist bürokratisch, analog und mit sehr viel Aufwand für alle Beteiligten verbunden“, so Medikura. Die „Lücke im bestehenden System“, schreibt das Start-up, seien dabei vor allem die Schnittstellen von Patient zu medizinischem Fachpersonal und von diesem zu den Herstellern.

Hier wolle Medikura Abhilfe schaffen, indem es „den Patienten mit seinen Bedürfnissen im digitalen Zeitalter in den Vordergrund stellt“ und so die Meldequoten erhöht – letztlich zum Schutze der Patienten. Auch die Kritik daran, dass es sich um ein privatwirtschaftliches Unternehmen handelt, weist Geschästfsführerin Friderike Bruchmann zurück: Bruchmann hält das für vorgeschobene Argumente, erzählt sie. „Jemandem zu unterstellen, dass er gewinnorientiert arbeitet, ist etwas, das man dem Großteil der Gesundheitsbranche vorwerfen könnte, angefangen bei der Versorgung der Patienten“, so die promovierte Betriebswirtin.

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