Valsartan

Wirkstoffhersteller verliert EU-Zertifikat

, Uhr
Berlin -

Zhejiang Huahai und Zhejiang Tianyu dürfen kein Valsartan mehr in die EU liefern. Den chinesischen Lohnherstellern wurde das sogenannte Certificate of the European Pharmacopeia (CEP) für die aktive Substanz (API) aufgrund einer Verunreinigung mit dem als krebserregend eingestuften N-Nitrosodimethylamin (NDMA) entzogen. Darüber informiert die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA).

„Das Unternehmen Zhejiang Tianyu ist nach Aussetzen des CEP nicht länger berechtigt, Valsartan für europäische Arzneimittel zu produzieren“, teilt die EMA mit. Das CEP bestätigt die Qualität des Wirkstoffes entsprechend den europäischen Anforderungen; erteilt wird es vom Europäischen Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln (EDQM) in Straßburg.

Das EDQM hat Zhejiang Tianyu das CEP jedoch entzogen, da in dem vom chinesischen Hersteller produzierten Wirkstoff eine NDMA-Belastung nachgewiesen wurde. Jedoch sei die Verunreinigung in geringerem Maße enthalten, als im von Zhejiang Huahai produzierten Wirkstoff. Das Unternehmen löste im Juli eine Rückrufwelle Valsartan-haltiger Arzneimittel aus. Medikamente wurden in mehr als 20 Ländern zurückgerufen, darunter Deutschland, China, Kanada und den USA. Dem Unternehmen wurde bereits nach Bekanntwerden des Skandals das Zertifikat entzogen.

Zhejiang Huahai hatte bereits 2012 den Herstellungsprozess umgestellt und auf einen neuen Syntheseweg gesetzt. Dieser wurde per CEP von der EDQM bestätigt und freigegeben. Anhand der eingereichten Synthesewege hätte dem EDQM auffallen müssen, dass im Rahmen der Herstellung Nitrosamine entstehen können, sind sich Experten sicher. Die EMA hat die Bewertung des toxikologischen Risikos ausgehend von NDMA noch nicht vollends abgeschlossen. Die Arzneimittelbehörde teilt mit, eng mit dem EDQM sowie internationalen Partnern und nationalen Behörden zusammenzuarbeiten.

Anhand der Konzentration schätzt die EMA im Fall von Zhejiang Huahai ausgehend von 5000 Patienten, die über einen Zeittraum von sieben Jahren täglich mit der höchsten Valsartan-Dosis von 320 mg behandelt werden, dass es einen zusätzlichen Krebsfall geben könne.

In Deutschland ist derzeit nur ein Hersteller betroffen, der Valsartan von Zhejiang Tianyu bezogen hat. Aurobindo musste in der vergangenen Woche Valsartan/Hydrochlorothiazid 320/25 mg zu 56 Tabletten in der Charge VZM18001-23B zurückrufen. Weitere Chargen seien nicht betroffen. Dass nur eine solch geringe Menge betroffen ist, deutet darauf hin, dass der Hersteller nur sporadisch und zum Ausgleich von Produktionsschwankungen seinen Wirkstoff in China einkauft. Denn der Mutterkonzern produziert die Substanz normalerweise selbst. In der ersten Runde hatte der Generikahersteller aus München nur Ware zurückrufen müssen, die noch aus der Zeit vor dem Verkauf an die Inder stammte. Betroffen waren Mitte Juli die Vertriebslinien Actavis und Puren.

Der Grad der Verunreinigung sei aktuell weitaus geringer als beim Wirkstoff von Zhejiang Huahai, hieß es. Die „Welt“ lieferte erste Zahlen zur Höhe der Verunreinigung: Nach vorläufigen Daten der EMA sei in den betreffenden Chargen ein NDMA-Gehalt von 0,03 bis 2,0 ppm nachgewiesen worden, schreibt das Blatt. „Nach Angaben aus Fachkreisen dürften sich demnach in einer Tablette der betroffenen Charge mit 320 µg Valsartan etwa 0,5 µg NDMA befinden“, schreibt die „Welt“. Zum Vergleich: Bei den bisherigen Valsartan-Produkten mit Wirkstoff von Zhejiang Huahai bezifferte die EMA die durchschnittliche Konzentration der Verunreinigung im Wirkstoff auf 60 ppm.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Beirat für Liefer- und Versorgungsengpässe
Fosfomycin: Keine wirkstoffgleiche Alternative
Mehr aus Ressort
Vierthöchste Zahl der letzten 20 Jahre
Jahresrückblick 2024: 43 neue Arzneimittel
Beirat zu Liefer- und Versorgungsengpässen
Salbutamol: Versorgungslage ab Januar unklar

APOTHEKE ADHOC Debatte