In der aktuellen Erkältungssaison wurde Deutschland von einer heftigen Welle akuter Atemwegserkrankungen überrollt. Von banalen Infekten bis hin zu lebensgefährlichen Grippe- oder RSV-Infektionsverläufen: Reihenweise Kinder und Erwachsene steckten sich an. Arztpraxen und Kliniken waren schnell überlastet. Könnte die Supplementierung von Vitamin D Abhilfe schaffen?
Etwa neun Millionen Menschen deutschlandweit waren laut Robert Koch-Institut (RKI) im Dezember an akuten Atemwegserkrankungen erkrankt. Aufgrund des nach der Corona-Pandemie geschwächten Immunsystems kommt es neben den viralen Infekten häufig auch zu bakteriellen Infektionen. Streptokokken und Pneumokokken verschlimmern den Atemwegsinfekt und führen zu Folgeerkrankungen wie Mittelohr-, Nasennebenhöhlen- und Lungenentzündungen.
Das Risiko für akute Atemwegsinfektionen lässt sich jedoch senken. Laut einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Versorgung mit Vitamin D essenziell. Das fettlösliche Vitamin spielt eine Schlüsselrolle im Immunsystem und wirkt präventiv gegen Bronchitis, Lungenentzündung und schwere Covid-19-Verläufe. Hierbei nützen die antimikrobiellen, immunregulierenden und entzündungshemmenden Eigenschaften des Vitamins.
Erneut konnten klinische Studien den Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und schweren Krankheitsverläufen bei Atemwegsinfektionen zeigen. Das Deutsche Krebsforschungszentrums (DKFZ) untersuchte 9548 Personen zwischen 50 und 75 Jahren. Teilnehmer:innen mit einer Vitamin-D-Insuffizienz oder einem Vitamin-D-Mangel wiesen dabei eine stark erhöhte Sterblichkeit durch Atemwegserkrankungen auf. Insgesamt konnten 41 Prozent der Todesfälle durch Atemwegserkrankungen auf eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung zurückgeführt werden. Die Autoren des DKFZ bestätigen: „Vitamin-D-Insuffizienz und-Mangel sind weit verbreitet und für einen großen Anteil der Sterblichkeit durch Atemwegserkrankungen bei älteren Erwachsenen verantwortlich.“
Das Robert Koch-Instituts (RKI) erfasste Daten von etwa 7000 Personen und fand heraus, dass knapp 62 Prozent der erwachsenen Deutschen die angestrebten Werte einer guten Vitamin-D-Versorgung nicht erreichten. Nach der am häufigsten vertretenen Expertenmeinung seien Werte im Bereich zwischen 40 und 80 ng/ml als optimal zu bezeichnen. Insbesondere bei Menschen jenseits des 60. Lebensjahres sollte der Vitamin-D-Wert im Blut bei mindestens 30 ng/ml liegen. Laut den Ergebnissen sei ein Vitamin-D-Mangel weit verbreitet. Lediglich im Sommer sei die Versorgungslage annähernd als gut zu bezeichnen, so das RKI.
Eine große Übersichtsstudie wertete insgesamt 25 geeignete kontrollierte Studien (11.321 Teilnehmer im Alter von 0 bis 95 Jahren) aus und konnte folgendes belegen: Eine regelmäßige (tägliche oder wöchentliche) Nahrungsergänzung mit Vitamin D konnte das Risiko für akute Atemwegsinfekte um 25 Prozent bei Kindern und Erwachsenen senken. Proband:innen mit sehr niedrigem Vitamin-D-Ausgangsstatus hatten sogar ein um 70 Prozent reduziertes Infektrisiko bei Vitamin-D-Supplementierung. Es konnte weiterhin gezeigt werden, dass Vitamin D das Risiko einer bakteriellen Sekundärinfektion senken kann. Da speziell bakterielle Lungenentzündungen häufig zu schwerwiegenden Komplikationen führen und für die meisten Todesfälle im Zusammenhang mit Influenza-Infektionen verantwortlich sind, können die Ergebnisse relevant für weitere Therapieansätze sein.
Die Endocrine Society empfiehlt:
Achtung: Die langfristige Einnahme von hochdosiertem Vitamin D (über 4000 I.E.) kann bei gleichzeitig hoher Calciumzufuhr oder bei Personen mit Nierenversagen zu einer Verkalkung der Arterien und Nieren führen und sollte nur unter Kontrolle der Blutwerte erfolgen.
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