Vitamin D: Akute Atemwegserkrankungen vermeiden APOTHEKE ADHOC, 17.01.2023 06:14 Uhr
In der aktuellen Erkältungssaison wurde Deutschland von einer heftigen Welle akuter Atemwegserkrankungen überrollt. Von banalen Infekten bis hin zu lebensgefährlichen Grippe- oder RSV-Infektionsverläufen: Reihenweise Kinder und Erwachsene steckten sich an. Arztpraxen und Kliniken waren schnell überlastet. Könnte die Supplementierung von Vitamin D Abhilfe schaffen?
Etwa neun Millionen Menschen deutschlandweit waren laut Robert Koch-Institut (RKI) im Dezember an akuten Atemwegserkrankungen erkrankt. Aufgrund des nach der Corona-Pandemie geschwächten Immunsystems kommt es neben den viralen Infekten häufig auch zu bakteriellen Infektionen. Streptokokken und Pneumokokken verschlimmern den Atemwegsinfekt und führen zu Folgeerkrankungen wie Mittelohr-, Nasennebenhöhlen- und Lungenentzündungen.
Das Risiko für akute Atemwegsinfektionen lässt sich jedoch senken. Laut einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Versorgung mit Vitamin D essenziell. Das fettlösliche Vitamin spielt eine Schlüsselrolle im Immunsystem und wirkt präventiv gegen Bronchitis, Lungenentzündung und schwere Covid-19-Verläufe. Hierbei nützen die antimikrobiellen, immunregulierenden und entzündungshemmenden Eigenschaften des Vitamins.
Studien zeigen Folgen des Vitamin-D-Mangels
Erneut konnten klinische Studien den Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und schweren Krankheitsverläufen bei Atemwegsinfektionen zeigen. Das Deutsche Krebsforschungszentrums (DKFZ) untersuchte 9548 Personen zwischen 50 und 75 Jahren. Teilnehmer:innen mit einer Vitamin-D-Insuffizienz oder einem Vitamin-D-Mangel wiesen dabei eine stark erhöhte Sterblichkeit durch Atemwegserkrankungen auf. Insgesamt konnten 41 Prozent der Todesfälle durch Atemwegserkrankungen auf eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung zurückgeführt werden. Die Autoren des DKFZ bestätigen: „Vitamin-D-Insuffizienz und-Mangel sind weit verbreitet und für einen großen Anteil der Sterblichkeit durch Atemwegserkrankungen bei älteren Erwachsenen verantwortlich.“
Vitamin-D-Mangel ist weit verbreitet
Das Robert Koch-Instituts (RKI) erfasste Daten von etwa 7000 Personen und fand heraus, dass knapp 62 Prozent der erwachsenen Deutschen die angestrebten Werte einer guten Vitamin-D-Versorgung nicht erreichten. Nach der am häufigsten vertretenen Expertenmeinung seien Werte im Bereich zwischen 40 und 80 ng/ml als optimal zu bezeichnen. Insbesondere bei Menschen jenseits des 60. Lebensjahres sollte der Vitamin-D-Wert im Blut bei mindestens 30 ng/ml liegen. Laut den Ergebnissen sei ein Vitamin-D-Mangel weit verbreitet. Lediglich im Sommer sei die Versorgungslage annähernd als gut zu bezeichnen, so das RKI.
Vitamin D kann Risiko für akute Infekte senken
Eine große Übersichtsstudie wertete insgesamt 25 geeignete kontrollierte Studien (11.321 Teilnehmer im Alter von 0 bis 95 Jahren) aus und konnte folgendes belegen: Eine regelmäßige (tägliche oder wöchentliche) Nahrungsergänzung mit Vitamin D konnte das Risiko für akute Atemwegsinfekte um 25 Prozent bei Kindern und Erwachsenen senken. Proband:innen mit sehr niedrigem Vitamin-D-Ausgangsstatus hatten sogar ein um 70 Prozent reduziertes Infektrisiko bei Vitamin-D-Supplementierung. Es konnte weiterhin gezeigt werden, dass Vitamin D das Risiko einer bakteriellen Sekundärinfektion senken kann. Da speziell bakterielle Lungenentzündungen häufig zu schwerwiegenden Komplikationen führen und für die meisten Todesfälle im Zusammenhang mit Influenza-Infektionen verantwortlich sind, können die Ergebnisse relevant für weitere Therapieansätze sein.
Einnahme-Empfehlung von Vitamin D
Die Endocrine Society empfiehlt:
- Erwachsenen 1500-2000 I.E. (37,5-50 µg) Vitamin D täglich
- Kindern ab 1 Jahr und Jugendlichen täglich 1000 I.E. (25 µg) Vitamin D
- Personen ab 70 Jahren laut American Geriatrics Society täglich 4000 I.E. (100 µg) Vitamin D
Achtung: Die langfristige Einnahme von hochdosiertem Vitamin D (über 4000 I.E.) kann bei gleichzeitig hoher Calciumzufuhr oder bei Personen mit Nierenversagen zu einer Verkalkung der Arterien und Nieren führen und sollte nur unter Kontrolle der Blutwerte erfolgen.