Eine ganze Reihe von Medikamenten verschwindet in diesen Wochen aus den Apotheken. Die Hersteller räumen ihr Portfolio auf, betroffen sind vor allem Altoriginale. Selten nachgefragte Packungen werden eingestellt, bei anderen Präparaten verzichten die Hersteller gleich ganz auf die Zulassung.
Vier Produkte sind ab 1. Juli nicht mehr verkehrsfähig, weil die Zulassung erlischt. Dies betrifft etwa das Parkinsonmittel Dopergin (Lisurid) von Bayer. Der Hersteller ruft deshalb die kompletten Bestände über den Großhandel zurück. Betapharm verzichtet auf die Zulassungsverlängerung für Haemoprotect (Eisen) und ruft alle Chargen des Medikaments gegen Eisenmangel über NextPharma zurück. Bei Bicalutamid war die Zulassung bereits Anfang Juni erloschen.
Puren nimmt Topiramat nicht mit in die neue Welt; das Produkt wird aus wirtschaftlichen Erwägungen aufgegeben. Die Zulassung für das unter der bisherigen Marke Actavis vertriebene Antiepileptikum erlischt ebenfalls zum 1. Juli. Auch hier sollen die Bestände über den Großhandel zurückgeschickt werden. Axicorp verzichtet auf Reimporte von Cordarone 200mg (Amiodaron). Die Dermapharm-Tochter verliert die Zulassung zum 1. Juli; alle Chargen des Medikaments müssen daher zurück. Apotheker sollen die Hotline kontaktieren.
Den Rückruf vergessen offenbar Riemser: Die fiktive Zulassung für Vagantin (Methantheliniumbromid) ist bereits seit April nicht mehr gültig, mehrere Apotheken wunderten sich laut Arzneimittelkommission (AMK), dass das Medikament in der Software als „nicht verkehrsfähig“ gekennzeichnet war. Offenbar war man an der Küste davon ausgegangen, dass keine Ware mehr im Markt ist. Nun soll doch noch ein Rückruf folgen.
Keinen Rückruf gibt es auch bei zahlreichen anderen Präparaten, die derzeit vom Markt genommen werden. Pfizer etwa hat in den vergangenen Wochen bei einer ganzen Reihe von Präparaten einzelne selten verordnete Packungsgrößen außer Vertrieb genommen: Accupro (Quinapril) gibt es nur noch in den Dosierungen à 10 und 20 mg und nur noch als Großpackung mit 100 Filmtabletten.
Bei Mono Mack (ISMN) ist nur noch die Deptovariante à 100 Retardtabletten erhältlich. Auch bei Relpax (Eletriptan), Tafil (Alprazolam), Tavor (Lorazepam) und Zeldox (Ziprasidon) verschwinden einzelne kleinere Packungsgrößen. Das hauseigene Generikum zu Neurontin (Gabapentin) sowie die Fentanyl-Pflaster werden nicht mehr angeboten.
Auch bei Sanofi/Zentiva überprüft man kontinuierlich das Portfolio und nimmt einzelne Packungsgrößen, die nicht nachgefragt werden, aus dem Handel. Zuletzt betroffen waren Antepan (Protirelin), Aprovel (Irbesartan), Arelix ACE (Piretanid/Ramipril), Delix (Ramipril), Delmuno (Felodipin/Ramipril), Dermatop-Lösung (Prednicarbat), Eloxatin (Oxaliplatin), Ketek (Telithromycin), Lasix i.v. (Furosemid), L-Polamidon, Novalgin akut Brausetabletten (Metamizol), Surgam (Tiaprofensäure), Thybon (Liothyronin) und Trental (Pentoxifyllin). Auch Klinikpackungen von CoAprovel (Irbesartan/HCT) und Dolantin (Pethidin) verschwinden. Die gängigen Packungsgrößen gibt es weiterhin.
Novartis verabschiedet sich von einigen exotischen Packungsgrößen bei Locol (Fluvastatin) und Tegretal (Carbamazepin). Bei Cordinate (Valsartan) verschwinden die niedrigen Dosierungen, Zykadia (Ceritinib) ist nicht mehr als 40er, sondern nur noch als 150er-Packung erhältlich. Klinikpackungen werden bei Diovan (Valsartan) und Lioresal (Baclofen) gestrichen.
AstraZeneca verzichtet auf die N1 von Bambec (Bambuterol) und auf die 30er-Packung von Unimax 5/5mg (Felodipin/Ramipril). Bydureon (Exenatide) ist nur noch als Fertigpen erhältlich. Bricanyl duriles (Terbutalin) verschwindet komplett, bei Seroquel (Quetiapin) gehen die Klinikpackungen außer Vertrieb.
MSD Sharp & Dohme wiederum bietet Cergem (Gemeprost) seit Anfang Juni nicht mehr an; die Vaginalsuppositorien wurden eingesetzt zum Schwangerschaftsabbruch. GlaxoSmithKline (GSK) stellt Imigran (Sumatriptan) als Zäpfchen ein, außerdem verschwinden verschiedene Packungen von Betnesol V crinale (Betamethason).
UCB – seit einigen Wochen nicht mehr als UCB Pharma, sondern UCB Innere Medizin firmierend – verzichtet auf die 28er-Packung Provas (Valsartan).
Itrop (Ipratropiumbromid) ist bereits seit Ende vergangenen Jahres außer Handel, da jetzt die Zulassung erlischt, ist das Monopräparat nicht mehr verkehrsfähig. Bei Clont (Metronidazol) nimmt Infectopharm die Variante à 250 mg aus dem Sortiment. Dr. Pfleger stellt den Vertrieb von Contraneural (Paracetamol/Codein) ein.
Bei Taurus schließlich war zuletzt für die Nifuratel-haltigen Varianten von Inimur die Zulassung erloschen. Die unter dem Namen Inimur Myko vertriebenen Vaginalcreme und -zäpfchen mit Ciclopirox-Olamin bleiben im Handel.
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