Verunreinigung

Valsartan Mylan: Das sind die Rückrufe

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Berlin -

Mylan ruft vorsorglich und eigenverantwortlich diverse Chargen Valsartan-haltiger Arzneimittel zurück. In der aktiven Substanz aus den Laboratorien des Generikakonzerns in Indien wurde das Nitrosamin N-Nitrosodiethylamin (NDEA) in Spuren nachgewiesen. Der Rückruf erfolge als Vorsichtsmaßnahme im Einvernehmen mit der zuständigen Behörde.

Diese Arzneimittel müssen zurück:

  • Valsartan dura 40, 80, 160 und 320 mg Filmtabletten in allen Chargen und Packungsgrößen
  • Valsartan/HCT Mylan 80/ 12,5 mg, 160/ 12,5 mg, 320 /12,5mg in allen Chargen und Packungsgrößen
  • Valsartan/HCT Mylan 160/ 25 mg, 320/ 25mg in allen Chargen und Packungsgrößen

Die Packungen sollen an den Großhandel im Zeitraum vom 29. November bis 17. Januar zurückgeschickt werden.

Die Messergebnisse liegen aktuell noch nicht vor, sowohl das Regierungspräsidium Darmstadt als auch der Hersteller selbst lassen die Präparate derzeit in Laboren prüfen. Bereits jetzt steht aber fest, dass verschiedene Proben innerhalb der Spezifikation liegen, dass es aber einige Ausreißer gibt. Vorsorglich hat sich der Hersteller daher zum Rückruf entschlossen. Aufgrund der internationalen Abstimmung hätte die Entscheidung sich sonst auf die kommende Woche verzögert. Von einer Patientengefährdung ist derzeit nicht auszugehen.

Die Schweizer Arzneimittelbehörde Swissmedic hatte Valsartan-haltige Arzneimittel untersucht, die in der Schweiz auf dem Markt sind, und das Nitrosamin in einem Präparat von Mepha entdeckt. Drei Chargen mussten zurück. Der zu Teva gehörende Hersteller hatte die aktive Substanz aus der indischen Produktionsstätte von Mylan bezogen. Im Anschluss wurden die anderen Arzneimittelbehörden informiert.

Eine aktuelle Übersicht der Valsartan-Rückrufe und der Irbesartan-Rückrufe gibt's hier sowie einen Kundenflyer zum Thema Valsartan als Download.

 

„Mylan ist bestrebt, Patienten und Kunden in den von ihnen bedienten Märkten eine zuverlässige Versorgung mit qualitativ hochwertigen Medikamenten zu gewährleisten“, schreibt der Konzern in einer Stellungnahme. Man habe „umgehend Maßnahmen ergriffen, um NDEA aus dem Herstellungsprozess von Valsartan Wirkstoff zu entfernen“. Als Vorsichtsmaßnahme wurde außerdem der Vertrieb von Valsartan, Valsartan/Hydrochlorothiazid und Amlodipin/Valsartan in den Ländern ausgesetzt, wo die Produkte in den Verkehr gebracht werden.

Weiter heißt es: „Mylan arbeitet proaktiv mit den Gesundheitsbehörden zusammen, um festzustellen, ob Marktmaßnahmen erforderlich sind, während das Unternehmen die Situation weiterhin schnell, sorgfältig und gründlich bewertet.“ Patienten sollten die Arzneimittel nicht ohne ärztliche Rücksprache absetzen, da das gesundheitliche Risiko höher sei als das mögliche Risiko durch die Verunreinigung.

Als Lohnhersteller ist Mylan allerdings bereits gesperrt, denn das EDQM hat der betroffenen Fabrik das Zertifikat entzogen. Mylan produziert die aktive Substanz in Indien, genauso wie die Bulkware. Die Fertigarzneimittel werden dann in Europa produziert. Entsprechend finden die Qualitätstests in Indien und Europa inhouse statt.

Im Juli hatte Mylan noch bestätigt, dass die aktive Substanz Valsartan und die Fertigarzneimittel unterhalb der für N-Nitrosodimethylamin (NDMA) erforderlichen Grenzwerte getestet wurden. NDMA ist das erste im Valsartan gefundene Nitrosamin. Noch im August wurde die Produktion hochgefahren und die Preise angezogen.

In den USA wurden heute bereits 15 Chargen Valsartan-haltiger Arzneimittel von Mylan zurückgerufen. Betroffen sind sechs Chargen der Kombination Amlodipin/Valsartan in den Stärken 5mg/ 160mg, 10mg/ 160mg und 10mg/ 320mg, sieben Chargen Valsartan in den Stärken 40, 80, 160 und 320 mg sowie zwei Chargen der Kombination Valsartan/Hydrochlorothiazid in der Stärke 320mg/ 25mg. Die betroffenen Arzneimittel wurden in den USA zwischen März 2017 und November 2018 ausgeliefert.

Laut EMA besteht – wie bei den zuvor nachgewiesenen Verunreinigungen – kein unmittelbares Patientenrisiko. Daher sollten die Arzneimittel nicht ohne ärztliche Rücksprache abgesetzt werden, da das gesundheitliche Risiko höher sei als das mögliche Risiko durch die Verunreinigung. Anhand der durchschnittlichen Konzentration von 60 ppm NDMA bei Valsartan-Produkten mit dem Wirkstoff von Zhejiang Huahai schätzt die EMA ausgehend von 5000 Patienten, die über einen Zeittraum von sieben Jahren täglich mit der höchsten Valsartan-Dosis von 320 mg behandelt werden, dass es einen zusätzlichen Krebsfall geben könne.

NDEA ist ein Nitrosamin-Derivat, dem alkylierende, kanzerogene und mutagene Eigenschaften zugesprochen werden. Enthalten ist NDEA in Tabakrauch. Eingesetzt wird die Substanz als Benzin- und Schmiermitteladditiv oder Antioxidans und Stabilisator für Industriematerialien. Die DNA-Integrität wird vermutlich durch Alkylierung beeinflusst. NDEA findet in der experimentellen Forschung zur Induktion der Lebertumorigenese Anwendung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat NDEA als Karzinogen der Gruppe 2 – möglicherweise für den Menschen krebserregend – eingestuft. Vermutlich fällt die Verunreinigung infolge der Synthese des Tetrazolringes an.

Zhejiang Huahai Pharmaceutical war im Juli Ursprung des Valsartan-Skandals. Das Unternehmen ist einer von rund 40 Lieferanten für Valsartan weltweit. Die meisten Lohnhersteller der aktiven Substanz gibt es in Indien, hier liefern knapp 20 Firmen den Wirkstoff. In China und Japan sind jeweils ein halbes Dutzend Anbieter zu finden, Fabriken gibt es auch in Mexiko und Italien.

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