PRAC hat Überprüfung eingeleitet

Semaglutid: Risiko für plötzlichen Sehverlust

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Berlin -

Der Sicherheitsausschuss (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) untersucht derzeit, ob der Wirkstoff Semaglutid, bekannt aus den Arzneimitteln Ozempic und Wegovy, das Risiko einer seltenen Augenerkrankung erhöht. Erste Studien lieferten widersprüchliche Hinweise, deswegen wurde nun eine umfassende Überprüfung eingeleitet.

Die EMA hat eine Untersuchung eingeleitet, um das mögliche Risiko der nichtarteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (nAION), bei der Anwendung von Semaglutid zu bewerten. Semaglutid, ein GLP-1-Rezeptor-Agonist, ist ein zugelassener Wirkstoff zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas. Die Arzneimittel Ozempic, Rybelsus und Wegovy, die diesen Wirkstoff enthalten, sind in der Europäischen Union weit verbreitet. Das Arzneimittel hatte zuletzt einen regelrechten Hype erfahren, weil es per off-Label-use auch zur Gewichtsabnahme eingesetzt wird.

nAION ist die häufigste Form eines Sehnerveninfarkts und tritt akut durch eine Minderdurchblutung der Blutgefäße auf, die den Sehnervenkopf versorgen. Besonders gefährdet sind Menschen mittleren und höheren Alters sowie Personen mit kardiovaskulären Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck, erhöhtem Cholesterinspiegel oder Rauchen. Das Problem: Die Erkrankung kann zu einem plötzlichen und bleibenden Sehverlust führen, was die Betroffenen erheblich beeinträchtigt.

Widersprüchliche Ergebnisse

Die Aufmerksamkeit des PRAC wurde durch die Ergebnisse zweier Beobachtungsstudien geweckt, die auf ein erhöhtes Risiko für nAION-Diagnosen bei Patienten hinwiesen, die Semaglutid einnehmen. Zwei weitere Studien konnten diese Zusammenhänge jedoch nicht bestätigen. Angesichts dieser widersprüchlichen Ergebnisse hat der PRAC beschlossen, eine detaillierte Überprüfung durchzuführen.

Die Überprüfung umfasst eine breite Palette von Datenquellen:

  • Ergebnisse aus klinischen Studien
  • Daten aus der Überwachung nach Marktzulassung
  • Studien zum Wirkmechanismus von Semaglutid
  • Veröffentlichungen aus der medizinischen Fachliteratur
  • Alle relevanten Beobachtungsstudien

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, ob die bereits erhöhten Risiken für nAION bei Typ-2-Diabetes-Patienten durch die Einnahme von Semaglutid zusätzlich verstärkt werden könnten.

Nicht einfach absetzen

Bis zum Abschluss der Überprüfung empfiehlt die EMA, dass Patienten die Einnahme ihrer Semaglutid-haltigen Medikamente nicht ohne Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt abbrechen. Die Vorteile der Behandlung, wie die Blutzuckerkontrolle und die Gewichtsreduktion, müssen individuell gegen potenzielle Risiken abgewogen werden.

Der PRAC wird seine Ergebnisse nach Abschluss der Untersuchung bekannt geben, was möglicherweise zu einer Anpassung der Sicherheitshinweise oder anderen regulatorischen Maßnahmen führen könnte. Bis dahin wird die medizinische Fachwelt auf weitere Erkenntnisse aus der laufenden Prüfung warten müssen.

Dieser Fall verdeutlicht, wie wichtig die kontinuierliche Überwachung von Medikamenten auch nach ihrer Marktzulassung ist, um potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und Patienten bestmöglich zu schützen.

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