Intoxikation möglich

Semaglutid: Achtung Wechselwirkung mit Lithium

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Berlin -

GLP-1-Agonisten wie Semaglutid können möglicherweise das Risiko einer Lithiumtoxizität erhöhen, insbesondere durch Nierenschädigung und raschen Gewichtsverlust. Dies zeigte ein Fallbericht eines 59-jährigen Patienten. Der genaue Zusammenhang ist noch nicht geklärt. Bis dahin sollte bei Patient:innen, die sowohl Lithium als auch Semaglutid erhalten, eine engmaschige Überwachung sichergestellt werden.

Lithium wird zur Behandlung bipolarer Störungen eingesetzt. Da das Medikament eine geringe therapeutische Breite aufweist, sollten Patient:innen engmaschig überwacht werden. Eine Lithiumtoxizität kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter Dehydratation, Nierenfunktionsstörungen und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Dazu gehören auch GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid (Ozempic).

Es ist bekannt, dass eine plötzliche Gewichtsabnahme nach bariatrischen Eingriffen (Magenballon) mit erhöhten Lithiumspiegeln assoziiert sein kann. Allerdings gibt es bislang nur begrenzte Erkenntnisse darüber, ob Semaglutid ebenfalls das Risiko einer Lithiumtoxizität erhöhen können.

Ein Fallbericht

„Ein 59-jähriger Patient mit bipolarer Störung, stabil eingestellt auf Lithium (Lithium CR 450 mg täglich), stellte sich mit Symptomen wie Tremor, Schwäche, Übelkeit, Erbrechen und Gangunsicherheit in der Notaufnahme vor“, berichtet Dr. Ashley Kunnath, Assistenzärztin für Psychiatrie in Queens, New York. „Sein Lithiumspiegel betrug 2,6 mmol/l.“ Dieser lag somit deutlich höher als der Referenzbereich von 0,6-1,2 mmol/l. Zudem lag eine akute Nierenschädigung (AKI) mit einem erhöhten Kreatininwert sowie eine ausgeprägte Bradykardie vor, erklärt die Expertin.

„Der Patient bestritt bekannte Risikofaktoren für eine Lithiumtoxizität wie NSAID- oder Diuretika-Einnahme, Dehydratation, gastrointestinale Verluste oder eine Überdosierung.“ Er habe jedoch zum Zeitpunkt der Aufnahme vor sechs Wochen mit einer wöchentlichen Semaglutid-Injektion begonnen. „Die letzte Dosis erhielt er zwei Wochen vor dem Auftreten der Symptome. Während der Therapie mit Semaglutid hatte der Patient eine verminderte orale Nahrungsaufnahme und einen signifikanten Gewichtsverlust“, so Kunnath.

Mögliche Erklärungen

Obwohl die genaue Ursache der Lithiumtoxizität unklar bleibt, gibt es mehrere mögliche Mechanismen, durch die Semaglutid die Lithiumausscheidung beeinflussen könnte:

Akute Nierenschädigung (AKI):

  • direkte Nephrotoxizität durch Semaglutid
  • reduzierte glomeruläre Filtrationsrate (GFR) aufgrund von Volumenverlust

Indirekte Effekte durch schnelle Gewichtsabnahme:

  • verminderte totale Körperwasser-Menge, was zu höheren Lithiumkonzentrationen führen kann
  • veränderte renale Durchblutung und Filtration durch verminderte Nahrungsaufnahme

Mit der steigenden Verschreibung von GLP-1-Agonisten sollte auf mögliche Wechselwirkungen mit Lithium geachtet werden. Denn der Fallbericht legt nahe, „dass GLP-1-Agonisten wie Semaglutid möglicherweise das Risiko einer Lithiumtoxizität erhöhen können“, so Kunnath. Weitere Studien seien erforderlich, um den genauen Zusammenhang zu klären.

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