Rote-Hand-Brief

Schwerwiegende Leberschäden durch Fezolinetant

, Uhr
Berlin -

Fezolinetant (Veoza, Astellas Pharma) ist seit Dezember 2023 in der EU für Frauen mit mäßigen bis schweren Hitzewallungen in den Wechseljahren zugelassen. Jetzt informiert der Hersteller in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über schwerwiegende Leberschäden.

Fezolinetant ist ein Neurokinin-3-Rezeptor-Antagonist (NK3R), der zur Behandlung von moderaten bis schweren vasomotorischen Symptomen (VMS) wie Hitzewallungen in der Menopause eingesetzt wird. Kürzlich wurde ein Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Lebertoxizität von Fezolinetant erkannt, woraufhin die EMA eine umfassende Überprüfung der Daten zur potenziellen arzneimittelbedingten Leberschädigung durchführte.

Bereits in klinischen Studien waren erhöhte Serumwerte der mit der Lebergesundheit im Zusammenhang stehenden Transaminasen beobachtet worden. Nach der Zulassung wurden auch schwerwiegende Fälle mit erhöhten Leberwerten über das Zehnfache der oberen Normgrenze sowie erhöhtem Bilirubin und/oder alkalischer Phosphatase gemeldet. In einigen dieser Fälle traten Symptome auf, die auf eine Leberschädigung hinwiesen, wie Fatigue, Pruritus, Gelbsucht, dunkler Urin, heller Stuhl, Übelkeit, Erbrechen, verminderter Appetit und/oder Abdominalschmerzen.

Überprüfung der Leberfunktion und empfohlene Maßnahmen

Da Fezolinetant vorwiegend bei Frauen ohne signifikante Vorerkrankungen angewendet wird, könnte das Risiko einer schwerwiegenden Leberschädigung das Nutzen-Risiko-Verhältnis beeinträchtigen. Eine gründliche Überprüfung der Leberfunktion vor Beginn und während der Behandlung wird empfohlen, besonders bei Patientinnen mit erhöhtem Risiko für Lebererkrankungen.

Es wird zudem empfohlen, vor der Behandlung Leberfunktionstests durchzuführen. Bei auffälligen Leberwerten darf die Behandlung nicht begonnen werden. Während der Therapie sollten Leberfunktionstests in den ersten drei Monaten monatlich und danach nach klinischem Ermessen durchgeführt werden. Bei Symptomen einer Leberschädigung sollten die Leberwerte sofort überprüft werden.

Außerdem werden die Fachinformation und die Packungsbeilage von Veoza gemäß den oben beschriebenen neuen Risikoinformationen und Empfehlungen aktualisiert. „Arzneimittelbedingte Leberschädigung“ wird außerdem als unerwünschte Arzneimittelwirkung mit der Häufigkeit „nicht bekannt“ aufgenommen, da die Häufigkeit anhand der bereitgestellten Daten nicht berechnet werden kann.

Über den Wirkstoff

Fezolinetant ist ein selektiver Antagonist des NK3R. Dieser Rezeptor ist vor allem im Hypothalamus des Gehirns zu finden. Er spielt eine wichtige Rolle bei der Thermoregulation. Fezolinetant blockiert den NK3-Rezeptor und hemmt so die Wirkung von Neurokinin-3. Dadurch werden die Häufigkeit und Intensität von vasomotorischen Symptomen (VMS), wie Hitzewallungen, bei Frauen in den Wechseljahren reduziert. Fezolinetant bietet eine nicht-hormonelle Behandlungsoption ohne die typischen Nebenwirkungen hormoneller Therapien.

Aktuell befindet sich ein weiterer Neurokinin-Rezeptor-Antagonist in der Pipeline: Elinzanetant. Der Wirkstoff wurde bereits in zwei zulassungsrelevanten Phase-III-Studien erfolgreich getestet und zeigte eine signifikante Reduktion der Häufigkeit von Hitzewallungen bei menopausalen Frauen. Elinzanetant könnte auch Schlafstörungen, die häufig mit der Menopause einhergehen, lindern. Nachdem Bayer im August 2024 einen Zulassungsantrag bei der amerikanischen Behörde für Arzneimittelsicherheit, der Food and Drug Administration (FDA), eingereicht hat, wurde im Oktober 2024 auch ein Antrag bei der EMA gestellt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch

APOTHEKE ADHOC Debatte