Das Schilddrüsenpräparat L-Thyrox von Hexal bereitet Apotheken immer wieder Ärger – weil es auf der Aut-idem-Liste steht, aber regelmäßig defekt ist. Jetzt räumt der Konzern ein, dass es bei L-Thyrox 25 µg zurzeit Lieferprobleme gibt. Hintergrund ist offenbar der Wunsch, künftig mehr zu liefern.
L-Thyroxin als Hormon gilt als besonders schwierig herzustellen, besonders vor dem Hintergrund des niedrigen Preises. Immer wieder gibt es deshalb Produktionsprobleme, nur weniger Anbieter in Deutschland wagen sich überhaupt in dieses Segment und sind als Lohnhersteller daher gefragt.
„Aktuell sind wir dabei, zusätzliche Kapazitäten aufzubauen, um die Versorgung zu verbessern“, teilt Hexal den Apotheken in einem Schreiben mit. Die Anpassungen erfolgen einer Sprecherin zufolge in dem Werk in Barleben, das das Arzneimittel bereits produziert hat. Solche Anpassungen müssten aber gemäß allgemein gültiger Qualitätsstandards getestet und bewertet werden. Daher seien sie zeitintensiv. „Leider können wir Ihnen deshalb aktuell keinen festen Liefertermin für L-Thyrox Hexal 25 µg Tabletten nennen“, so der Hersteller. Sobald ein valider Termin vorliege, werde man darüber informieren.
Aber auch bei anderen Wirkstärken gibt es Probleme, weil sie derzeit nur mit verkürzter Laufzeit auf dem Markt sind. Im Rahmen der Kapazitätsausweitung komme es auch bei den Stärken 50, 72, 88, 100, 112, 125, 150, 175 und 200 µg zu Anpassungen im Produktionsprozess, so Hexal. Diese machten Tests unter anderem bezüglich der Haltbarkeit und der Laufzeit erforderlich. Solange keine Echtzeitdaten zu einer längeren Laufzeit vorlägen, könne die Ware nur mit einer verkürzten Laufzeit in den Verkehr gebracht werden, für die bereits Echtzeitdaten vorlägen, erklärt die Sprecherin.
L-Thyrox fehlte den Apothekern in der Vergangenheit besonders oft. Auf der Defekteliste des früheren hessischen Verbandsvizes Dr. Hans Rudolf Diefenbach lagen die Präparate in der Wirkstärke 50 und 100 µg auf dem vierten und fünften Platz. Der Engpass wird dadurch verschärft, dass L-Thyroxin auf der Aut-idem-Liste steht, die seit September gilt und den Austausch der Präparate verbietet.
Erst Ende Januar hatte Sanofi einen Engpass bei L-Thyroxin-Tropfen für Kinder gemeldet. Zwei Apotheker hatten bei der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) Ausflockungen gemeldet. Dabei handelte es sich um ausgefallenen Wirkstoff. Sanofi hatte daraufhin sechs Chargen zurückgerufen, um jegliches Risiko zu vermeiden.
Damit ist der Markt weitgehend leer gefegt. Derzeit dauert der Lieferengpass noch an, ein Ende ist noch nicht absehbar. Sanofi ist der einzige Hersteller mit Tropfen im Sortiment; ein Austausch wäre angesichts der Aut-idem-Liste allerdings ohnehin nur mit neuem Rezept möglich.
Mit sieben Millionen Verordnungen liegt L-Thyroxin Henning laut Arzneiverordnungsreport auf Platz 6 unter den am häufigsten abgegebenen Arzneimitteln in der Apotheke. Das Schwesterprodukt L-Thyroxin Winthrop folgt mit 2 Millionen Verordnungen hinter L-Thyrox von Hexal mit 4,8 Millionen Verordnungen und Euthyrox von Merck mit 3,3 Millionen Verordnungen. Insgesamt werden jährlich knapp 1,2 Milliarden Tagestherapiedosen verschrieben. Zusätzlich gibt es Kombinationsprodukte mit Iodid; Liothryronin spielt eine untergeordnete Rolle.
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