Arzneimittelrisiken

Säuglings-Tod durch Vitamin D

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Paris -

Zur Vorbeugung einer Rachitis erhalten Säuglinge üblicherweise täglich 500 I.E. Vitamin D. Das fettlösliche Vitamin ist als Tropfen oder Tabletten erhältlich. In Paris starb wahrscheinlich ein Säugling nach der Gabe des Mittels Uvestérol D (Crinex). Ursache sei nicht der Wirkstoff, sondern vielmehr die Pipette.

Nach dem Tod des Neugeborenen im Dezember will Frankreich das Präparat vorerst vom Markt nehmen. Es gebe wahrscheinlich eine Verbindung zwischen der Einnahme von Uvestérol D und dem Tod des zehn Tage alten Kindes durch Kreislaufstillstand, teilte die Arzneimittelbehörde ANSM mit. Deshalb leite sie vorsichtshalber ein Verfahren ein, um den Verkauf des Medikaments auszusetzen. In Deutschland sei das Mittel nicht zugelassen, sagte ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Das Risiko gehe von der Art der Verabreichung aus, nicht vom Vitamin D selbst, erklärte Frankreichs Gesundheitsministerin Marisol Touraine. Uvestérol D wird laut Arzneimittelbehörde mit einer Pipette verabreicht. Das Produkt an sich sei nicht gefährlich, lediglich die Pipette stelle ein Problem dar. Diese ermöglicht ein Abmessen von 800, 1000 und 1500 I.E. Vitamin D. Eltern müssten darauf achten, die richtige Menge der Flüssigkeit aufzuziehen.

Touraine rief Eltern dazu auf, ihren Kindern das Mittel nicht mehr zu geben und auf alternative Präparate umzusteigen. Vitamin D sei für die Entwicklung von Kindern essentiell. Nach Angaben der ANSM ist das Präparat seit 1990 auf dem Markt. Bislang war laut Behörde kein Todesfall im Zusammenhang damit registriert worden.

Vitamin D gilt als sicheres Vitamin, eine Überdosierung ist bei sachgemäßer Anwendung nicht zu befürchten. Werden jedoch über einen längeren große Mengen des fettlöslichen Vitamins eingenommen, kann eine Hyperkalzämie auftreten. Die übermäßige Aufnahme von Kalzium kann ein Gesundheitsrisiko darstellen. Für Erwachsene wäre eine Hyperkalzämie bei Tagesdosen an Vitamin D von 40.000 I.E. möglich.

Für Säuglinge sind Tagesdosen unter 1000 I.E. unbedenklich. Die tägliche Gabe von 2000 I.E. über einen längeren Zeitraum kann erste Symptome wie Schwitzen oder Durchfall verursachen. Ernste Überdosierungen sind eher bei Dosen von 10.000 zu erwarten. Zu beachten ist auch die Menge an Vitamin D, die über die Muttermilch zugeführt wird. Nimmt die Mutter täglich etwa 6000. I.E. des Sonnenvitamins ein, ist der Säugling mit etwa 400 I.E. über die Muttermilch versorgt. Symptome einer Überdosierung können Übelkeit, Erbrechen, Herz-Rhythmus-Störungen bis zum Koma sein.

In Deutschland können Tabletten oder Tropfen verabreicht werden. Die Tabletten werden auf einem kleinen Löffel aufgelöst und dann verabreicht. Die Präparate können für Säuglinge verordnet werden und sind erstattungsfähig. Die Tropfen unterliegen der Verschreibungspflicht.

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