Ölige Nasensprays und -tropfen sollten weiterhin nur nach strenger Indikationsstellung und nicht bei Kindern eingesetzt werden. Darauf weist die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) hin. Die Geschäftsstelle hatte Nutzen und Risiken neu bewertet und kommt im Fachjournal „Laryngo-Rhino-Otologie“ (Thieme) zu dem Ergebnis, dass bei versehentlicher Aspiration schwere Komplikationen bis hin zu Lipidpneumonien drohen.
Lipidpneumonien sind Entzündungen, die durch Aspiration von oral oder nasal zugeführten Lipiden entstehen. In den Lungenbläschen werden die Partikel von Makrophagen aufgenommen; der Zerfall der Immunzellen löst Entzündungen aus. Als Symptome treten Husten, subfebrile Temperaturen und Kurzatmigkeit auf.
Wie oft Lipidpneumonien auftreten, ist laut AMK unbekannt, da die Abgrenzung von anderen Pneumonien aufwendig ist. Vor allem im Ausland seien Fälle bekannt geworden; hier gebe es aber auch traditionell ganz andere Einsatzgebiete für Nasenöle, erklärt Dr. Ralf Goebel, Leiter der Geschäftsstelle der AMK.
Aber auch hierzulande werden ölige Nasalia eingesetzt, etwa bei trockenen Schleimhäuten wie Rhinitis atrophicans, Rhinitis sicca und Rhinitis medicamentosa. Auch Verkrustungen infolge eines chirurgischen Eingriffs stellen eine häufige Indikation dar – nur hier existieren laut AMK überhaupt Belege zum Nutzen. Dagegen ließen sich zu fast allen nasal oder oral angewendeten Pflanzenölen Einzelfallberichte und Fallserien zu Lipidpneumonien in der Literatur finden, in Einzelfällen sogar mit letalem Verlauf. Eine kausale Behandlung ist nicht möglich; wichtig ist, dass die Lipidzufuhr unterbunden wird.
Daher sollten Husten und Erkältungen genauso wenig mit öligen Nasalia behandelt werden wie verstopfte Nase oder Rhinosinusitis. Für Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder sowie für liegende oder bettlägerige Patienten besteht ein grundsätzlich erhöhtes Risiko für Lipidpneumonien. Das gilt auch für Patienten mit Neigung zur Aspiration wie Schluckstörungen, Dysphagie, Aphasie, neurologischen Erkrankungen, Tracheostomie und künstlicher Beatmung sowie für Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen wie fehlender Erschlaffung der glatten Muskulatur des Magens, Aussackungen der Speiseröhre, Durchtritt von Teilen des Magens im Bereich des Zwerchfells oder Reflux.
Eine Therapie sollte nur erwogen werden nach einer (fach-)ärztlich gestellten Indikation und Risiko/Nutzen-Bewertung mit regelmäßigen Verlaufskontrollen über den kürzesten möglichen Zeitraum und unter Nutzung der geringsten wirksamen Dosis. Nur bei Erkrankungen des Nasenvorhofs, bei denen kein Schleimhautepithel ausbildet wird, sollten ölige Nasalia angesichts der lokalen Anwendung nicht zu einer Lipidpneumonie führen.
Auch wenn Fertigarzneimittel wie Coldastop (Desitin), Gelosition (Pohl-Boskamp) oder Weleda Nasenöl sowie verschiedene Drogerieprodukte existieren, gilt die Stellungnahme der AMK laut Göbel vor allem für den Rezepturbereich. Bereits seit 2007 heißt es in den entsprechenden DAC/NRF-Veröffentlichungen: „Bei lipophilen flüssigen Rezepturen besteht grundsätzlich die Gefahr der Aspiration mit möglichen gesundheitlichen Risiken bis hin zu Lipidpneumonien. Als diesbezüglich problematisch gelten nicht nur flüssige Paraffine, sondern auch fette Öle. Ölige Nasentropfen oder dünnflüssige Nasenemulsionen sollten nur in begründeten Ausnahmefällen hergestellt werden, insbesondere aber nicht zur Anwendung bei Kindern.“ Diese Empfehlungen gelten weiter.
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