Arzneimittelkriminalität

Medikamente bei Trans-o-flex gestohlen

, Uhr aktualisiert am 04.06.2014 10:58 Uhr
Berlin -

Aus einem Auslieferungsdepot des Logistikdienstleisters Trans-o-flex im nordrhein-westfälischen Neuss wurden am vergangenen Donnerstag Arzneimittel verschiedener Hersteller gestohlen. Alleine Eurim gingen eine mittelgroße Großhandelssendung und drei kleine Apothekensendungen im Wert von rund 15.000 Euro verloren. Auch die Reimporteure Pharma Gerke, Emra und Medicopharm sowie der Originalhersteller Santen sind betroffen. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) weist auf den Vorfall hin und fordert Apotheker auf, besonders wachsam zu sein.

Nach Angaben von Eurim sind auch andere Reimporteure und Originalhersteller betroffen. Der exakte Umfang sei noch unklar. Die Kriminalpolizei ermittelt. Trans-o-flex wollte aus ermittlungstechnischen Gründen keinerlei Angaben machen. Das betroffene Lager gehört zu dem auf temperaturgeführte Transporte spezialisierten Tochterunternehmen Thermomed.

Eurim fehlen 35 verschiedene Arzneimittel, von denen jeweils zwischen einer und 30 Packungen gestohlen wurden, darunter das Thrombosemedikament Xarelto, der Hepatitis-Impfstoff Twinrix sowie der Impfstoff FSME-Immun. Bei Gerke wurde Havrix entwendet, bei Medicopharm Copaxone, Cymbalta, Gardasil, Hydrea, Renagel und Revatio. Dem japanischen Konzern Santen wurden sechs Packungen der kühlpflichtigen Augentropfen Fotil sine gestohlen.

Die Großhändler seien bereits über die betroffenen Produkte und Chargen informiert worden, teilte Eurim mit. So soll verhindert werden, dass die gestohlenen Arzneimittel wieder in den Handel gelangen. „Wir raten dringend davon ab, Angebote, die außerhalb der klassischen Lieferkette gemacht werden, anzunehmen“, sagt eine Sprecherin des Reimporteurs. Stattdessen sollten diese umgehend gemeldet werden.

Die AMK empfiehlt, den Lagerbestand hinsichtlich der genannten Chargen zu überprüfen, insbesondere wenn die Ware nach dem 29. Mai geliefert wurde. Die Apotheken sollen vor der Abgabe verstärkt auf Auffälligkeiten wie beispielsweise mögliche Manipulationen achten. Im begründeten Verdachtsfall einer Manipulation sollten die zuständige Behörde und die AMK informiert werden.

Erst vor kurzem hatten umfangreiche Rückrufe von Reimporten für Schlagzeilen gesorgt. Dem Hersteller Roche waren in Italien Infusionslösungen verloren gegangen, die dann in manipulierter Form bei einem britischen Zwischenhersteller wieder aufgetaucht waren. Betroffen waren unter anderem Herceptin und Remicade.

Lange tappten die Behörden im Dunkeln, welchen Reimporteuren die gestohlene Ware weiterverkauft wurde. Die Apotheken mussten daher nach den betroffenen Originalchargen Ausschau halten und die betroffenen Unternehmen melden. Bis heute versuchen die Behörden, den Weg der Ware nachzuvollziehen. Da bei gestohlenen Medikamenten nicht garantiert werde könne, dass die Transportkette eingehalten wurde, seien diese illegal und damit per se nicht verkehrsfähig, begründete eine Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) den Rückruf.

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