Rote-Hand-Brief

Ocaliva: Differenzierte Dosierungsempfehlung

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Berlin -

Risiko schwerwiegende Leberschäden: Für Ocaliva (Obeticholsäure, Intercept) gelten für Patienten mittelschwerer bis schwerer Leberfunktionseinschränkung differenzierte Dosierungsempfehlungen. Ein Rote-Hand-Brief informiert über die Einzelheiten.

Ocaliva ist zur Behandlung der primären biliären Cholangitis (PBC) auf dem Markt. Hierbei handelt es sich um eine seltene schwerwiegende Autoimmunerkrankung der Leber. Ursache sind Entzündungen der kleinen Gallenwege. Die kleinen Kanäle transportieren Galle aus der Leber in die Verdauungsorgane. Sind sie infolge der Entzündung zerstört, wird Galle nicht abtransportiert und schädigt die Leber. Folgen können Leberzirrhose oder Lebertumore sein. Betroffen sind vor allem Frauen mittleren Alters. Patienten beschreiben Abgeschlagenheit, Juckreiz, Augen- und Mundtrockenheit sowie Gelenkbeschwerden. Eine Laboruntersuchung hilft bei der Diagnose – die alkalische Phosphatase (ALP) ist bei den Patienten erhöht.

Für PBC-Patienten mit mit mittelschwerer bis schwerer Einschränkung der Leberfunktion soll vor Therapiebeginn deren Leberstatus bekannt sein, außerdem ist die Dosierung wie folgt anzupassen: Wird die Leberfunktion nach Child Plug Klassifikation in das Stadium A eingestuft, wird mit einer täglichen Anfangsdosis von einmal 5 mg begonnen. Eine Aufdosierung auf maximal einmal täglich 10 mg ist möglich, wenn bei den Betroffenen nach sechsmonatiger Behandlung keine ausreichende Verringerung der ALP und/oder des Gesamtbilirubins erreicht wurde.

Werden Patienten in Stadium B oder C eingestuft oder besteht eine dekompensierte Zirrhose, liegt die Anfangsdosis bei 5 mg einmal in der Woche. In der Folge ist eine Dosistitration auf bis zu zweimal wöchentlich 5 mg – im Abstand von drei Tagen – möglich, wenn nach einer Therapiedauer von drei Monaten die Zielparameter nicht ausreichend gesenkt wurde,. Je nach Ansprechen und Verträglichkeit ist eine Dosissteigerung auf zweimal wöchentlich 10 mg im Abstand von mindestens drei Tagen möglich.

Die Patienten sind während der Behandlung der PBC durch Labortests und klinische Bewertungen auf ein Fortschreiten der Erkrankung zu überwachen. So könne gegebenenfalls eine Dosisanpassung vorgenommen werden. Betroffene mit Risiko Dekompensation der Leber müssen engmaschiger überwacht werden.

Nach der Markteinführung von Ocaliva wurden schwere Leberschäden und Todesfälle bei Patienten mit mittelschwerer und schwerer Leberfunktionseinschränkung dokumentiert, wenn das Arzneimittel häufiger als für die Patientengruppe empfohlen eingenommen wurde. PBC-Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion und bestehender Zirrhose oder erhöhten Bilirubinwerten haben das größte Risiko für leberbedingte Komplikationen.

Die Therapie der PBC bezog sich bislang auf Ursodeoxycholsäure (UDCA), die natürliche Gallensäure wird auch zum Auflösen von Gallensteinen benutzt. Mehr als die Hälfte mit UDCA behandelten Patienten verzeichneten keine Besserung oder vertrugen das Medikament nicht. Ocaliva bietet mit der halbsynthetischen Obeticholsäure einen neuen Therapieansatz und kommt bei Patienten mit UDCA-Resistenzen zum Einsatz. Die Tagesdosis liegt üblicherweise bei 10 bis 50 mg. Eine Phase-III-Studie mit 216 Teilnehmern belegte die Wirksamkeit nach zwölf Monaten durch eine ALP-Senkung. Patienten beschreiben einen starken Juckreiz, der durch eine Dosisreduktion beherrschbar ist.

Gallensäuren sind Stoffwechselprodukte der Leber und werden im Darm zur Fettverdauung und Fettresorption benötigt. Je nach Konzentration haben sie eine entzündungshemmende Wirkung. Gallensäuren bestehen aus einem Steroidgrundgerüst und einer Seitenkette – sie werden in der Leber aus Cholesterin synthetisiert. Obeticholsäure ist ein synthetisches Derivat, das die Entstehung von Gallensäuren in der Leber vermindert und antientzündlich wirkt. Signifikant sind die Verbesserung der Leberwerte und der Leberhistologie.

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