Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat für Piperacillin-haltige Arzneimittel einen Versorgungsmangel für Deutschland ausgerufen. Die Hersteller haben zwar vereinzelt noch Ware, liefern aber nur kontingentiert. Kunden von Hexal sollen vom Engpass möglichst verschont bleiben.
Hexal will weiterhin alle Kunden, mit denen für 2017 Lieferverträge bestehen, mit Piperacillin/Tazobactam in der Stärke 4/0,5 g versorgen. Der Konzern ist zwar auch von den Lieferproblemen des weltweit größten Rohstofflieferanten betroffen, kann aber nach eigenem Bekunden im ersten Quartal etwa 80 Prozent der benötigten Mengen zur Verfügung stellen. Ab April soll das Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung wieder komplett lieferbar sein. Um dem Versorgungsmangel in Deutschland entgegenzuwirken, wurden die Reserven an Wirkstoff aus dem globalen Sandoz-Netzwerk eingesetzt.
Auch andere Hersteller wie Eberth und Kabi liefern noch Ware an ihre Bestandskunden aus. Die Kombination gibt es außerdem von Aurobindo, Ratiopharm/Teva sowie Hikma. Puren, ehemals Actavis, hat die Produkte schon seit längerer Zeit außer Vertrieb gesetzt. „Eine ökonomisch sinnvolle Vermarktung angesichts der Marktpreise in Deutschland war nicht mehr möglich“, gibt der Hersteller an. Die Schwesterfirma Aurobindo hat aus gĺeichen Gründen keinen Bestand.
Hintergrund des Lieferengpasses, von dem mehrere Hersteller betroffen sind, ist ein Betriebsunfall in der chinesischen Produktionsstätte, in dem ein Großteil des weltweit verfügbaren Wirkstoffs Piperacillin verarbeitet wird. Hexal habe sofort nach Bekanntwerden der Probleme des Wirkstoffherstellers reagiert und umgehend das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie alle Kunden über einen drohenden Engpass informiert, um unter den gegebenen Umständen größtmögliche Planungssicherheit zu geben.
Piperacillin/Tazobactam ist ein Breitband-Antibiotikum, das gegen verschiedene Arten von Bakterien wirkt. Piperacillin/Tazobactam wird so unter anderem bei Erwachsenen und Jugendlichen zur Behandlung von schweren Pneumonien, komplizierten Harnwegsinfektionen, komplizierten intraabdominellen Infektionen sowie komplizierten Infektionen der Haut und des Weichteilgewebes eingesetzt.
Bereits im Dezember schlugen Experten wegen des Lieferengpasses bei Piperacillin in Kombination mit Tazobactam Alarm. Ärzte müssten auf Alternativen mit anderem Wirkspektrum und erheblichen Nebenwirkungen ausweichen, so die Kritik.
Krankenhäuser der Maximalversorrgung wie das Universitätsklinikum in Freiburg können noch auf Vorräte zurückgreifen. Wo das Notfallantibiotikum zum Einsatz kommt, wird derzeit in Zusammenarbeit mit der Infektologie interdisziplinär entschieden. „Diesen Luxus können sich kleinere Häuser nicht leisten“, sagt der Leiter der Klinikapotheke, Dr. Martin J. Hug.
Zuletzt kam der Notparagraph im Juni zur Anwendung. GlaxoSmithKline (GSK) konnte Infanrix hexa nicht liefern, bei Sanofi Pasteur MSD war Hexyon betroffen. Die beiden Impfstoffe werden standardmäßig zur Grundimmunisierung von Säuglingen gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Haemophilus-influenzae-b, Poliomyletisi und Hepatitis B angewendet.
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