Neuroleptika

Perazin: Lundbeck räumt das Feld

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Berlin -

Taxilan geht außer Vertrieb – das 1957 auf den deutschen Markt gebrachte Neuroleptikum wird in allen Stärken verschwinden. Restbestände werden noch abverkauft, dann räumt der Hersteller Lundbeck das Feld. Den Wirkstoff wird es weiterhin von Neuraxpharm geben.

Lundbeck hat sich aus kalkulatorischen Gründen gegen Taxilan entschieden. Durch Festbeträge und Rabattverträge würden die Preise so stark gesenkt, dass es sich finanziell nicht mehr lohne, den Arzneistoff herzustellen, sagt ein Sprecher. Vor einigen Jahren hatte Neuraxpharm ein Generikum auf den Markt gebracht, das zwar denselben Listenpreis hat, für das aber Rabattverträge mit DAK, TK sowie verschiedenen Betriebskrankenkassen existieren.

Perazin wirkt nicht nur antipsychotisch, sondern auch psychomotorisch dämpfend. Laut Hersteller werden noch Restbestände in den Stärken 25 und 100 mg abverkauft. Erhältlich sind noch die Dragees à 25mg in den Packungsgrößen 50, 100, 10x20 und 10x50 Stück. Die Dragees mit 100 mg Wirkstoffgehalt sind zu 100 Stück verfügbar.

Wie lange die Restbestände noch verfügbar sind, konnte der Sprecher des dänischen Herstellers mit deutschem Sitz in Hamburg nicht sagen. Dies sei abhängig von der ärztlich verordneten Menge. Neuraxpharm hatte Lundbeck im vergangenen Jahr abgehängt: 9,5 Millionen Tagestherapiedosen (DDD) entfielen laut Arzneiverordnungsreport (AVR) auf Perazin-Neuraxpharm, 1,5 Millionen DDD auf Taxilan.

Lundbeck hat bereits im August das Antidepressivum Brintellix (Vortioxetin) vom deutschen Markt genommen. „Für unser Unternehmen ist es leider wirtschaftlich nicht tragbar, ein innovatives und patentgeschütztes Produkt zur Behandlung der Depression mit allen damit verbundenen, notwendigen Forschungsinvestitionen zu einem generischen Preis anzubieten.“

Brintellix war Ende 2013 zugelassen worden. Der genaue Wirkmechanismus von Vortioxetin ist nicht bekannt. Neben der Hemmung der Serotonin-Wiederaufnahme aus dem synaptischen Spalt gibt es eine agonisitische Wirkung an 5-HT1A, eine partiell agonistische Wirkung an 5-HT1B sowie eine antagonistische Wirkung an 5-HT3, 5-HT1D und 5-HT7. Außerdem könnte es eine Wirkung auf andere Neurotransmitter gegen.

Das Präparat ist weiterhin verkehrsfähig und hat eine Zulassung für den deutschen Markt, daher können Patienten nach Verordnung das Medikament über die internationale Apotheke weiter beziehen. Ob die Krankenkassen die Kosten übernehmen, ist jedoch fraglich. Eine Einzelfallentscheidung kann jedoch beantragt werden.

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