Infektionskrankheiten

Malariaprophylaxe: Für Kleinkinder nur noch Off-Label-Use

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Berlin -

Für Kinder unter 3 Monaten und unter 5 kg Körpergewicht  gibt es keine zulassungskonforme Malariaprophylaxe. In dieser Zeit kann von Reisen in betroffene Gebiete nur abgeraten werden. Für Kinder unter 11 kg sind nur Mittel mit schlechtem Nebenwirkungsprofil zugelassen, sodass Ärzte häufig auf Off-Label-Verordnungen ausweichen.

Da bislang kein geeigneter Impfstoff gegen die Infektionskrankheit Malaria vorhanden ist, können Reisende sich nur durch Expositions- und Chemoprophylaxe schützen. Eine geeignete Expositionsprophylaxe besteht in langer Kleidung und der Verwendung eines Insektenschutzmittels mit Diethyltoluamid (DEET). Die Konzentration sollte mindestens 30 Prozent betragen. In Deutschland sind DEET-haltige Sprays erst ab zwei Jahren zugelassen, in vielen anderen Ländern wie Großbritannien und den USA bereits ab zwei Monaten. Die Malariamücken sind vornehmlich nachtaktiv. Das Schlafen unter einem Mosquito-Netz bietet guten Schutz in der Nacht.

Gerade bei Kleinkindern verläuft eine Infektion oft schwer und untypisch, so dass vor Reisen in Risikogebiete neben einem konsequenten Expositionsschutz auch eine passend dosierte Chemoprophylaxe erfolgen sollte. Besonders riskant ist ein Ausbruch bei Kindern unter drei Monaten. Die normalerweise von hohem Fieber begleitete Erkrankung kann in diesem Alter ohne einen Anstieg der Körpertemperatur voranschreiten. In diesem Alter raten Tropenmediziner von Reisen in Infektionsgebiete ab.

Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Globale Gesundheit (DTG) und das Deutsche Tropeninstitut empfehlen zur Behandlung und Prophylaxe standardmäßig die Wirkstoffkombination aus 250 mg Atovaquon und 100 mg Proguanil. Zugelassen ist die fixe Kombination aber erst für Personen ab einem Körpergewicht von 11 kg. Mit dem Fertigarzneimittel Malarone Junior stehen zwar niedriger dosierte Filmtabletten zu Verfügung, jedoch ist auch dieses Präparat erst ab einem Körpergewicht von 11 kg indiziert.

Ab 5 kg kann die Kombination im Off-Label-Use eingesetzt werden. Die tropenmedizinischen Institute empfehlen die Einnahme einer halben Tablette Malarone Junior täglich. Eine entsprechend umfangreiche und gut dokumentierte Aufklärung der Eltern durch den Arzt ist erforderlich. Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit von Malarone Junior bei der Behandlung von Kindern mit weniger als 5 kg Körpergewicht liegen nicht vor, in diesem Fall kann nur von Reisen in Risikogebiete abgeraten werden.

Dass Experten trotz der fehlenden Zulassung auch bei kleinen Kindern zu der auch bei Erwachsenen am häufigsten verordneten Kombination raten, liegt am günstigen Wirkstoffprofil: Es bestehen weltweit kaum Resistenzen gegen diese Kombination. Eine Einnahme muss erst einen Tag vor Reisebeginn erfolgen. Nach der Rückkehr muss die Einnahme nur für eine Woche fortgeführt werden. Diese kurze Gesamteinnahmedauer und der damit verbundene niedrige Preis sind sicherlich einer der größten Vorteile dieser Variante. Außerdem gibt es kaum Nebenwirkungen.

Zwei Malariamittel, die bereits für Säuglinge zugelassen waren, wurden aus dem Handel genommen. Lariam (Mefloquin, Roche) ist in Deutschland seit Februar 2016 nicht mehr erhältlich; im Einzelfall besteht die Möglichkeit des Bezugs von in Deutschland zugelassenen Parallelimporten. Zum Wirkstoff gab es 2014 bereits einen ersten Rote-Hand-Brief, der vor schwerwiegenden Nebenwirkungen und neuropsychiatrische Risiken warnte. Die Dosierung für Kinder ab 5 kg beträgt 1/8 Tablette wöchentlich, eine exakte Dosierung ist nur schwer möglich. Als Notfallmedikament wird Mefloquin gar nicht empfohlen.

Zuletzt hatte Bayer sein Präparat Resochin außer Vertrieb genommen. Hierbei handelte es sich um das letzte Chloroquin-haltige Malariamittel. Es konnte ab einem Körpergewicht von 3 kg gegeben werden. Resochin war Mittel der Wahl bei Reisen nach Süd- und Mittelamerika; allerdings konnte Bayer laut eigenen Angaben keinen geeigneten Lieferanten für den Wirkstoff mehr finden. Im asiatischen Raum häuften sich Berichte zu Resistenzen.

Das Antibiotikum Doxycyclin ist zur Prophylaxe in Gebieten mit Multiresistenzen geeignet und wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für einige Regionen explizit empfohlen. In Deutschland ist der Wirkstoff für diese Indikation nicht zugelassen und kann nur als Off-Label-Use verordnet werden. Für Kinder unter acht Jahren ist Doxycylin aufgrund möglicher Störungen der Zahnreifung und Knochenbildung kontraindiziert.

Die beiden Mittel Riamet und Euratesim dürfen zwar ab einem Körpergewicht von 5 kg gegeben werden, jedoch nur als Notfallmedikament. Riamet enthält die Wirkstoffe Artemether und Lumefantrin. Weltweit herrschen in vielen Gebieten Resistenzen gegenüber dieser Kombination. Euratesim besitzt ein schlechtes Nebenwirkungsprofil und wird deshalb kaum noch zur Behandlung genutzt.

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