Bei L-Thyroxin gibt es den nächsten Lieferengpass: Sanofi ruft sechs Chargen seiner Tropfen zurück, die zwar eine untergeordnete Rolle spielen, aber vor allem bei Neugeborenen und Kindern mit angeborener Schilddrüsenunterfunktion wichtig sind. Beim Hersteller rechnet man damit, dass es bis Ende Februar zu Lieferengpässen kommen wird.
Zwei Apotheken hatten bei der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) Ausflockungen gemeldet; beim Hersteller waren offenbar weitere Reklamationen eingegangen. Nach Untersuchungen war klar, dass es sich um ausgefallenen Wirkstoff und nicht um Verunreinigungen mit anderen Stoffen oder eine Kontamination mit Keimen handelte.
Zum Zeitpunkt der Freigabe hätten alle Chargen der Spezifikation entsprochen, so Sanofi. Da aber nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden könne, dass weitere Flaschen von Ausflockungen betroffen sind, ruft der Hersteller vorsorglich alle betroffenen Chargen (400112, 400212, 400312, 400412, 400512 und 400612) zurück, um jegliches Risiko zu vermeiden.
Damit ist der Markt offenbar weitgehend leer gefegt – wieder einmal nach den Problemen der vergangenen Monate. Laut Sanofi gibt es einen Lieferengpass, der voraussichtlich bis Ende Februar anhalten wird. Erst dann könnten neue Chargen verfügbar sein. Sanofi ist der einzige Hersteller mit Tropfen im Sortiment; ein Austausch wäre angesichts der Aut-idem-Liste allerdings ohnehin nur mit neuem Rezept möglich.
L-Thyroxin wird eingesetzt bei Schilddrüsenunterfunktion, benignem Struma und zur Begleittherapie einer Schilddrüsenüberfunktion, die erfolgreich mit Thyreostatika behandelt wird. Bei Schilddrüsentumoren wird das Hormon vor allem nach Operation eingesetzt, um ein erneutes Tumorwachstum zu verhindern. Außerdem ist der Einsatz als Diagnostikum möglich, um Fehlregulationen der Schilddrüsenfunktion rechtzeitig zu erkennen.
Bei Neugeborenen und Kindern mit angeborener Schilddrüsenunterfunktion ist ein rascher Hormonersatz besonders wichtig, um eine normale geistige und körperliche Entwicklung zu erzielen. Für diese Form der Schilddrüsenunterfunktion wird in den ersten drei Monaten der Behandlung eine tägliche Dosis von 10 bis 15 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen.
Mit 7 Millionen Verordnungen liegt L-Thyroxin Henning laut Arzneiverordnungsreport auf Platz 6 unter den am häufigsten abgegebenen Arzneimitteln in der Apotheke. Das Schwesterprodukt L-Thyroxin Winthrop folgt mit 2 Millionen Verordnungen hinter L-Thyrox von Hexal mit 4,8 Millionen Verordnungen und Euthyrox von Merck mit 3,3 Millionen Verordnungen. Insgesamt werden jährlich knapp 1,2 Milliarden Tagestherapiedosen verschrieben. Zusätzlich gibt es Kombinationsprodukte mit Iodid; Liothryronin spielt eine untergeordnete Rolle.
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