Metamizol gehört neben Levothyroxin zu den Schnelldrehern, die Apotheker regelmäßig zur Verzweiflung treiben, weil sie nicht lieferbar sind. Zuletzt war Platzhirsch Zentiva mit Novaminsulfon Lichtenstein wieder defekt. Apothekern blieb zeitweise nichts anderes übrig, als ihren Kunden Varianten mit Aufzahlung abzugeben.
Unter allen Metamizol-Anbietern hält Zentiva einen Anteil von 80 Prozent; die Sanofi-Tochter ist Rabattpartner bei zahlreichen Krankenkassen. In den vergangenen Tagen sei es zur eingeschränkten Lieferfähigkeit einzelner Handelsformen gekommen, bestätigt eine Konzernsprecherin.
Betroffen gewesen seien die Tropfen, Ursache seien „Kapazitätsengpässe“ gewesen. „Aus diesem Grund haben wir unseren Kunden eine Nichtlieferfähigkeitsbescheinigung zum Download auf unserer Homepage angeboten. Auf Anfrage konnten entsprechende Nachweise auch über unseren Apotheken-Kundenservice ausgegeben werden.“
Aktuell seien alle Handelsformen der Tropfen wieder verfügbar, so die Sprecherin. „Sollte es in der Zukunft erneut zu Lieferengpässen kommen, werden wir unsere Kunden und Vertragspartner entsprechend informieren und die Nichtlieferfähigkeitsbescheinigungen zur Verfügung stellen.“
Zentiva ist nicht der einzige Hersteller, der derzeit Probleme mit Metamizol hat. Berlin-Chemie kann Berlosin seit Juni in der nachfragestärksten Packung à 50 Tabletten nicht zur Verfügung stellen. Das Präparat ist Rabattarzneimittel bei der Techniker Krankenkasse (TK).
Die Menarini-Tochter machte für die Probleme einen Zulieferer verantwortlich. Bis Ende Juli werde die Packung voraussichtlich nicht lieferbar sein, so ein Sprecher. Einheiten mit 10, 20 und 30 Tabletten seien dagegen verfügbar. Der Defekt sei der TK gemeldet. „Die Apotheker erhalten von uns problemlos eine Lieferunfähigkeitsbescheinigung.“ Damit sollte es keine Retax-Probleme bei der Abgabe eines Ersatzarzneimittels geben.
Die Ausfälle sorgten schnell dafür, dass auch andere Hersteller in die Knie gingen. Auch Ratiopharm musste bei der 50er-Packung schon die Segel streichen. Ein Apotheker aus Berlin berichtet, dass die Großpackung eine Zeitlang überhaupt nicht mehr als Generikum verfügbar war. Er habe auf Analgin (Medphano) oder Novalgin (Sanofi) ausweichen müssen, was für die Patienten mit Mehrkosten von 86 Cent beziehungsweise 7,48 Euro verbunden sei.
Schon vor einem Jahr war Novaminsulfon Lichtenstein wochenlang nicht lieferbar. Betroffen waren damals die Tropfen in drei Packungsgrößen. Grund waren Engpässe bei der Produktion eines Lohnherstellers. Ende August gab es zumindest bei der Großpackung wieder Nachschub.
Laut Arzneiverordnungsreport wurde Metamizol 2014 mehr als 19 Millionen Mal verschrieben; seit Jahren legen die Zahlen kontinuierlich zu: Wurden 2005 noch 67 Millionen Tagestherapiedosen (DDD) verordnet, waren es 2014 rund 175 Millionen. Ein Grund könnte – den bekannten Risiken der Agranulozytosen und Schockreaktionen zum Trotz – die Erstattungsfähigkeit sein. Die Ausgaben der Kassen lagen bei 242 Millionen Euro, Rabatte nicht berücksichtigt.
Hinter Zentiva folgen Hexal/1A mit 11 und die Ratiopharm-Gruppe mit 9 Prozent. Hexal, AbZ und CT sowie Novalgin, Berlosin und Analgin (Medphano) sind von untergeordneter Bedeutung.
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