Heute beginnt das Kistenpacken in den Apotheken, denn jede Menge MCP muss zurückgeschickt werden. Die Tropfen sind laut EMA nicht mehr sicher und müssen nach dem Widerruf der Zulassung durch das BfArM vom Markt. Über die Risiken kann man sicher streiten – und gut möglich, dass die EMA die besseren Argumente hat. Aber der Sofortvollzug bringt Ärzte und Apotheker in die Bredouille.
Die Rückrufe der Hersteller flattern erst heute offiziell in die Apotheken. Die AMK hat den Widerruf der Zulassung aber schon am Dienstag verkündet. Weil die MCP-Tropfen mit sofortiger Wirkung keine Zulassung mehr hatten, war jede Abgabe an den vergangenen Tagen formal sogar illegal.
Nullretaxationen oder gar strafrechtliche Verfolgung droht den Apotheken deshalb nicht, weil sie nicht vorsätzlich oder grob fahrlässig gehandelt haben. Erst die Rückrufe der Hersteller müssen sie verbindlich beachten. Aber diese Sorge ist ohnehin die kleinste.
Wovor den Apothekern wohl am meisten graust, sind die endlosen Debatten am HV-Tisch. Wenn ein Standardprodukt, das jahrelang abgegeben und dem Kunden vielleicht sogar empfohlen wurde, plötzlich gefährlich sein soll, steht der Apotheker als Arzneimittelfachmann ziemlich schlecht da. Ein mürrischer Verweis auf die Behörden in Brüssel, London oder Bonn kommt beim Kunden vermutlich auch nicht besonders gut an.
Der Widerruf der Zulassung mit sofortiger Wirkung mag richtig sein. Was man auf jeden Fall kritisieren kann, ist die Abstimmung der Beteiligten. Immerhin ist die Diskussion über den Wirkstoff nicht neu. Mit einer besseren Abstimmung wäre vielleicht mehr Zeit für eine Umstellung auf Alternativpräparate geblieben. So bleibt der Ärger an Praxen und Apotheken hängen.
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