Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet

Intensivstation wegen Überdosierung: Säugling mit Vitamin D vergiftet

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Berlin -

Die Gabe von Vitamin D3 kann bei Überdosierung zu Vergiftungserscheinungen führen, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern. Darauf weist die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hin, der ein entsprechender Fall gemeldet wurde.

Die AkdÄ berichtet über einen sieben Monate alten Säugling, der in nur drei Wochen 7 Prozent an Gewicht verloren hatte und mit Exsikkose und Vigilanzminderung auf die Intensivstation aufgenommen werden musste. Untersuchungen ergaben eine ausgeprägte Elektrolytstörung mit erhöhtem Kalium- und Calciumspiegel und erniedrigtem Natriumspiegel sowie eine Nephrokalzinose Grad II. Hormonelle Störungen wurden ausgeschlossen.

Das Gespräch mit den Eltern ergab, dass das Kind etwa fünf Monate lang ein hochkonzentriertes Vitamin-D-haltiges Nahrungsergänzungsmittel in Tropfenform erhalten hatte, das über das Internet bezogen worden war. Anstelle der ursprünglichen ärztlich verordneten Vitamin-D-Prophylaxe mit 500 I.E. pro Tag (12,5 µg/d) hatte der Säugling täglich etwa 40.000 I.E. erhalten, entsprechend 1000 µg. Freunde hatten den Eltern demnach die Erhöhung empfohlen.

Dreifache Menge im Blut

Die Konzentration von 25-Hydroxycholecalciferol im Serum war mit über 600 µg/l extrem erhöht, der Referenzbereich liegt bei 20 bis 70 µg/l. Parathormon (intakt) war dagegen mit 4,4 ng/l deutlich supprimiert (Referenz 15 bis 65 ng/l). Daher stellten die Ärzte die Diagnose einer ausgeprägten chronischen Vitamin-D-Intoxikation mit Hyperkalziämie und Nephrokalzinose.

Die Vitamin-D-Substitution wurde umgehend beendet. Nach passagerer Behandlung mit Prednisolon und Furosemid sowie kalziumarmer Diät und Ausgleich der Elektrolyte besserte sich der Zustand des Kindes. Furosemid sowie die kalziumarme Diät wurden ambulant fortgeführt. Drei Wochen nach der Entlassung lagen die Eletrolytkonzentrationen weitgehend im Normalbereich, wogegen die Konzentration von 25-Hydroxycholecalciferol aufgrund der langen Halbwertszeit noch bei 278 ng/ml lag.

Höchstmenge für NEM gefordert

Die AkdÄ hat bereits mehrfach über Fälle von Vitamin-D-Überdosierung bei Erwachsenen informiert. Eine langfristige Überdosierung kann zu Hyperkalzämie führen und potenziell lebensbedrohlich sein. Ein Problem: Während Fertigarzneimittel nur bis zu einer Tagesdosis von 25 µg verschreibungsfrei sind, können Nahrungsergänzungsmittel in jeder Dosierung vertrieben werden. Laut AkdÄ wäre eine Höchstmenge von 20 µg pro Tag für Vitamin D in Nahrungsergänzungsmitteln daher sinnvoll. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt diese Höchstmenge.

„Der dargestellte Fallbericht veranschaulicht die Risiken einer Vitamin-D3-Überdosierung bei Säuglingen“, so die AkdÄ. „Auch vermeintlich harmlose, freiverkäufliche Vitamin-D3-haltige Nahrungsergänzungsmittel können Risiken bergen, insbesondere bei hoher Dosierung/hoher Konzentration. Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen sollten Vitamin-D3-haltige Arzneimittel nur bei bestehender Indikation und im Einklang mit der Produktinformation angewendet werden.“ Die Anwendung bei Neugeborenen und Säuglingen sollte – unabhängig von der Dosierung – nur unter ärztlicher Überwachung erfolgen und die gleichzeitige Einnahme von Vitamin D aus anderen Quellen vermieden werden. Außerdem sollten hochkonzentrierte Flüssigzubereitungen von Vitamin D3 wegen der Gefahr akzidenteller Überdosierungen insbesondere bei Kindern vermieden werden.

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