Infektionskrankheiten

Elisabethkingia: Harmlos oder tödlich?

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Berlin -

Seit November haben sich im US-Bundesstaat Wisconsin 44 Menschen mit dem Erreger Elisabethkingia anophelis infiziert und schwere Symptome gezeigt. 18 Patienten verstarben. Das ist ungewöhnlich, denn das Bakterium galt bislang weder als stark infektiös noch als gefährlich. Nun werden Untersuchungen durchgeführt, die den Zusammenhang zwischen den Todesfällen und dem Bakterium und den Übertragungsweg aufklären sollen.

Elizabethkingia gehört zu den Flavobakterien. Die bekannteste Variante ist E. meningoseptica. Das gelb pigmentierte, gramnegative Bakterium findet sich ubiquitär im Boden, in Tieren und Pflanzen und ist weitestgehend harmlos. Allerdings findet man den Keim auch in Krankenhäusern. Bei immunsupprimierten Patienten und in seltenen Fällen bei Früh- und Neugeborenen kann eine Infektion gefährlich werden, denn E. meningosepticum ist gegen den Großteil der verwendeten Antibiotika resistent.

Entdeckt wurde das Bakterium erstmals im Jahr 1959 von der US-Forscherin Elizabeth King bei einem Frühgeborenen mit Meningitis. Damals erhielt der Keim den Namen Flavobacterium meningosepticum. 1994 wurde die Mikrobe zunächst den Chryseobacterien zugeordnet, später allerdings aufgrund phylogenetischer Analysen des 16S-rRNA-Gens als eigene Art etabliert und zu Ehren der Entdeckerin in Elisabethkingia meningoseptica umbenannt.

Der jetzt gefundene Erreger, E. anophelis, ist eine Variante, die wahrscheinlich durch Mücken übertragen wird. Anders als E. meningoseptica scheint der Erreger nicht nur Fieber und Atemnot hervorzurufen, sondern eine ganze Reihe unterschiedlicher Krankheitsbilder zu verursachen. Gemeinsamkeiten zwischen den Fällen habe man bislang nicht feststellen können, so die verantwortliche Amtsärztin. Experten warnen deshalb vor voreiligen Schlüssen: Es sei noch nicht gesichert, dass alle Krankheitsbilder der Patienten auf die Infektion zurückgingen, so die US-Gesundheitsbehörde CDC. Die Infizierten waren größtenteils älter als 65 Jahre. Alle hatten schwere Vorerkrankungen.

Außerhalb des Staates Wisconsin seien in den USA bislang keine ähnlichen Fälle aufgetaucht, so die Behörden. 2013 wurden allerdings in Zentralafrika und Asien Fälle gemeldet. Ob der Übertragungsweg ausschließlich über Mücken funktioniert oder ob das Bakterium auch über andere Wege übertragen werden kann, ist bislang noch nicht gesichert. Eine genetische Untersuchung von Fällen in Hong Kong zeigte aber, dass die Infektionen von drei Neugeborenen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Übertragung durch die Mutter zurückgingen.

Sollte sich der Zusammenhang zwischen den Todesfällen und dem Erreger jedoch bestätigen, wäre die Rate außerordentlich hoch: Eine Infektion, die in 45 Prozent der Fälle tödlich verläuft, wäre alarmierend, so die CDC. Zum Vergleich: Die jüngste Ebola-Epidemie forderte in Westafrika knapp 40 Prozent Todesopfer unter den Infizierten. Aus diesem Grund fordert die Gesundheitsbehörde in Wisconsin Ärzte zu erhöhter Aufmerksamkeit auf. Jeder neu aufgetretene Fall soll umgehend gemeldet werden. Zur Behandlung der Infektionen soll eine Kombinationstherapie aus Trimethoprim/Sulfamethoxazol, Fluorochinolonen und Piperacillin/Tazobactam verwendet werden. Wenn die Behandlung nicht anschlägt, kann zusätzlich Vancomycin eingesetzt werden.

Ungewöhnlich ist vor allem die hohe Zahl der Infektionen: Normalerweise werden in Wisconsin pro Jahr maximal zehn Erkrankungen mit Elizabethkingia-Keimen gemeldet. Die Behörden untersuchen nun mögliche Ursachen für die Infektionswelle; dazu gehören die Analyse von Patientenakten, aber auch eine Kontrolle des Trinkwassers in den betroffenen Gegenden.

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