Infektionsforschung

Zika: Angriff aus dem Atomlabor

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Berlin -

Im Labor der internationalen Atomenergiebehörde IAEA im österreichischen Seibersdorf wird beim Kampf gegen das Zika-Virus mit ungewöhnlichen Methoden vorgegangen. Mit Hilfe von radioaktiver Strahlung versucht man dort, die Fortpflanzungsfähigkeit von Mücken zu unterbinden. So soll nicht nur dem Zika-Virus, sondern auch anderen von Insekten übertragenen Erregern der Kampf angesagt werden.

Das sogenannte Insect Pest Control Subprogramme (IPCS) ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des Forschungsprogramms der IAEA. Dort wird nicht etwa mit atomarem Arsenal gegen Insekten vorgegangen – vielmehr hat man sich in dem Labor 35 Kilometer südlich von Wien der Entwicklung von neuen Methoden im Kampf gegen Erreger verschrieben, die von Insekten übertragen werden.

Das Labor verfolgt dabei unterschiedliche Ansätze. Allen gemeinsam ist jedoch, dass die Mücken und Fliegen indirekt vernichtet werden sollen. Das Ziel ist es, die Tiere unfruchtbar zu machen, sodass diese praktisch aussterben. Die Ansätze reichen von speziell entwickeltem Futter bis hin zu einer Sterilisierung von Mücken durch radioaktive Strahlung.

Die Bestrahlung der Tiere erscheint den Forschern besonders erfolgversprechend. Die Methode soll nun auch für die Eindämmung der Zika-Epidemie getestet werden. Das Virus wird durch infizierte Weibchen übertragen, nur diese stechen. Bei der Sterile Insect Technique (SIT) sollen allerdings die Männchen unfruchtbar gemacht werden. Die Insekten werden im Labor durch ionisierende Strahlung sterilisiert und dann in einem begrenzten Gebiet in die Wildnis entlassen. Durch die unfruchtbaren Spermien legen die Weibchen Eier, die sich nicht entwickeln.

Die Forscher bezeichnen die Methode als „Verhütung für Insekten“. Die Technik sei „nachhaltig und umweltfreundlich“, es würden keine Tiere getötet. Die Strahlenmethode sei außerdem rein physikalisch, es gebe dadurch keine genetischen Veränderungen in der Natur und das Programm könne auf Wunsch sofort gestoppt und rückgängig gemacht werden.

Der Erfolg sei nur schwer vorherzusagen. „Wir müssen eine Menge produzieren, sie in die Freiheit entlassen und den Ausgang des Projekts überwachen", erklärt ein Sprecher. Wichtig sei die Kombination mit traditionellen Methoden wie der Trockenlegung von Brutgebieten. Davon hänge auch die Schnelligkeit des Erfolgs ab. Die Dezimierung einer bestimmten Insektenart in einer Region kann bis zu eineinhalb Jahre dauern.

Die Methode ist laut IAEA einsatzbereit, allerdings nur in Städten oder Gemeinden von begrenzter Größe. Bei Pilotversuchen in Italien und China konnten Insektenarten innerhalb einer Saison nahezu komplett dezimiert werden. Ob die Technologie bereits in naher Zukunft gegen das Zika-Virus eingesetzt wird, ist noch unklar. Anfragen aus mehreren Ländern habe es aber bereits gegeben; mit Brasilien seien konkrete Gespräche geplant. Dort wurde die gleiche Technologie vor einem Jahr erstmals wegen des Dengue-Fiebers und der Chikungunya-Erkrankung angefragt.

Nicht nur über Bestrahlung können die Insekten sterilisiert werden. Die Forscher arbeiten unter anderem an einer optimalen und möglichst billigen Rezeptur für Fliegennahrung, durch die die Tiere unfruchtbar werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Balance zwischen Belastung der Fliegen und deren Aktivität ausgewogen ist.

Bisher funktioniere das gut, so die Wissenschaftler: In Los Angeles werden schon seit 1994 jede Woche 300 Millionen sterile Fruchtfliegen ausgesetzt. Mexiko hat durch das SIT-Programm seit 47 Jahren keine Probleme mehr mit den Insekten. Die Insel Sansibar vor Ostafrika ist seit 20 Jahren dank dieser Methode frei von der Tsetse-Fliege.

Die Sterilisation ist nicht die einzige Methode, ohne Einsatz von Insektiziden auszukommen. Andere Unternehmen infizieren Gelbfiebermücken mit dem Bakterium Wolbachia pipientis, das bei den Männchen die Spermien verändert. Paaren sie sich mit nichtinfizierten Weibchen, so stirbt der Nachwuchs in einer frühen Entwicklungsphase. Im März plant China einen entsprechenden Feldversuch im Süden des Landes, um die Dengue- und Zika-Viren übertragenden Mücken zu reduzieren.

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