Das Risiko für eine Ketoazidose ist in Situationen mit vermehrten Insulinbedarf erhöht. Dies ist bei größeren operativen Eingriffen oder akuten schweren Erkrankungen der Fall. Anlässlich aktuell gehäufter Fallberichte weist die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) erneut auf dieses Risiko hin. Es wird empfohlen, die Behandlung mit SGLT-2-Inhibitoren (Gliflozinen) zu unterbrechen. Die Herausforderung: Eine rechtzeitige Diagnose von Gliflozin-assoziierten Ketoazidosen wird durch meist normale oder lediglich leicht erhöhte Blutzuckerwerte erschwert.
Unter der Behandlung mit Gliflozinen kann eine diabetische Ketoazidose auftreten, die mit normalen oder nur leicht erhöhten Blutzuckerwerten einhergeht. Weitere Symptome sind meist unspezifisch und schwer zu deuten.
Symptome, die eine Ketoazidose vermuten lassen:
Bereits 2018 verfasste die AkdÄ ein Informationsschreiben zur Problematik der atypischen Ketoazidosen unter der Einnahme von SGLT-2-Inhibitoren. Es kommt zur Änderung des Insulin-Glukagon-Gleichgewichts durch den Verlust von Glukose über den Urin. Weitere Effekte der Gliflozine an der Bauchspeicheldrüse werden in Zusammenhang mit der Entstehung der Ketoazidosen diskutiert. Durch ein Zusammenspiel dieser beiden Mechanismen kommt es zur renalen Ausscheidung von Ketonkörpern.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat empfohlen, einen entsprechenden Warnhinweis in der Fachinformation zu ergänzen: Zukünftig soll die Behandlung bei diesen Patienten nicht nur unterbrochen, sondern auch die Ketonkörperkonzentration überwacht werden. Die Behandlung kann nach Erreichen einer normalen Ketonkörperkonzentration wieder aufgenommen werden.
Gliflozine hemmen den Natrium-Glukose-Transporter-2 (SGLT-2). Über diesen Transporter werden im proximalen Tubulus etwa 90 Prozent der glomerulär filtrierten Glukose rückresorbiert. Bei einer absoluten Hemmung können etwa 30 Prozent der täglich zugeführten Glukose aus Kohlenhydratquellen über den Harn unverstoffwechselt wieder ausgeschieden werden, das sind in der Masse 50 bis 100 g. Durch eine geminderte renale Glukoserückresorption verbessern diese Arzneistoffe die Blutzuckerkontrolle bei Patienten mit Typ-2-Diabetes.
Aktuell sind drei Gliflozine auf dem Markt dem deutschen Markt: Dapagliflozin, Empagliflozin und Ertugliflozin. Sie sind als Monopräparate oder in Kombination mit anderen oralen Antidiabetika verfügbar. Die Verordnungen von Gliflozinen haben erheblich zugenommen: 2017 sind die Verordnungen als Monopräparate und als Kombination mit Metformin auf insgesamt knapp 104 Millionen definierte Tagesdosen (DDD) laut Arzneimittelverordnungsreport gestiegen – dies entspricht einem Zuwachs von knapp 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
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