Nichtsteroidale Antirheumatika

Flurbiprofen erneut in der Kritik

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Berlin -

Seit Mai sind flurbiprofenhaltige Lutschtabletten in Frankreich rezeptpflichtig. Nun wies auch das Arzneitelegramm auf die Risiken des Wirkstoffes hin und warnte vor einer sorglosen Anwendung – es ist nicht das erste Mal, dass Flurbiprofen in den Fokus gerät.

Grund für den Rx-Switch in Frankreich war vor allem die potentielle Wechselwirkung von Flurbiprofen mit Antikoagulantien: 49 Berichte über unerwünschte Nebenwirkungen in Bezug auf flurbiprofenhaltige Lutschtabletten lagen der französischen Arzneimittelbehörde vor. Darunter waren fünf Blutungsereignisse im Gastrointestinaltrakt, die zum Teil unter gleichzeitiger Einnahme von oralen Antikoagulantien auftraten. Hierzulande ist Flurbiprofen seit 2004 rezeptfrei erhältlich: Der Wirkstoff ist vor allem bekannt aus Dobendan direkt (Reckitt Benckiser). Neben den Lutschtabletten hat der Hersteller auch ein Rachenspray auf dem Markt. Seit Herbst 2017 gibt es außerdem Generika wie Flurbiprofen Al (Aliud) oder Flurbiangin (Hexal).

In den Fachinformationen dieser Arzneimittel wird auf die möglichen Risiken – darunter Ulcera und Blutungen – von Flurbiprofen hingewiesen. Dennoch gibt das Arzneitelegramm zu bedenken, dass häufig zusätzlich auch noch weitere Medikamente zur Linderung der Erkältungsbeschwerden von den Patienten eingenommen werden, die häufig rezeptfreie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) enthielten. Dadurch seien die möglichen Komplikationen umso schwerwiegender. Stattdessen werden lidocainhaltige Lutschtabletten zur Therapie bei Halsschmerzen empfohlen, ebenso wie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und das Lutschen von medizinischen Bonbons.

Die aktuelle Leitlinie hingegen empfiehlt systemisch angewendetes Paracetamol oder Ibuprofen. Die Anwendung von lokalen Arzneiformen wie Lutschtabletten oder Rachensprays mit antiseptischen, antibiotischen oder lokalanästhetischen Wirkstoffen wird nicht empfohlen. Zu Flurbiprofen wird kein Hinweis gegeben. Flurbiprofen darf ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet werden. Bei Bedarf kann alle drei bis sechs Stunden eine Tablette zu 8,75 mg Wirkstoff gelutscht werden. Dabei ist die Tageshöchstdosis von fünf Lutschtabletten nicht zu überschreiten. Sollte nach drei Tagen keine Besserung der Beschwerden zu verzeichnen sein, sollten die Betroffenen einen Arzt aufsuchen.

Der Wirkstoff zählt zu den NSAR und besitzt daher schmerzlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften. Einen lokalanästhetischen Effekt hat Flurbiprofen nicht. Durch die Hemmung der Cyclooxygenase wird die Prostaglandin-Synthese unterbrochen; Schmerz und Entzündung verschwinden, Schwellungen gehen zurück. Der Wirkstoff kann im Mund ein Wärmegefühl, ein leichtes Brennen und ein Kribbeln verursachen. Ein Wirkeintritt ist nach etwa 30 Minuten zu erwarten und die Dauer beträgt etwa vier Stunden.

Schon häufiger ist der Wirkstoff negativ in den Fokus geraten: Im Sommer 2018 hatte die Arzneimittelkommission (AMK) auf mögliche Hypersensitivitätsreaktionen unter der Anwendung aufmerksam gemacht. Grundlage für diese Meldung waren Meldungen der vorausgegangenen fünf Jahre: Es lagen 53 Berichte über unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) vor. Bei 16 Patienten verliefen sie schwerwiegend. Unter den Fällen mit schwerwiegendem Verlauf waren drei Patienten mit vorbekanntem Asthma, ein Wespenstichallergiker und ein Patient mit Heuschnupfen. Die geschilderten UAW betrafen die Atemwege, die Haut, den Verdauungstrakt oder den Kreislauf. Die Reaktionen setzten überwiegend innerhalb des ersten Behandlungstages ein. Vier Patienten waren zum Zeitpunkt der UAW über 75 Jahre alt und trugen somit ein höheres Risiko für schwerwiegende Folgen durch die Reaktion. In 14 Fällen musste die Therapie sofort abgebrochen werden. Nur fünf Patienten erholten sich ohne körperliche Schäden.

Apothekern wurde geraten, bei der Abgabe eine Nutzen-Risiko-Analyse durchzuführen und den Patienten auf die möglichen Risiken hinzuweisen. An Patienten, die NSAR nicht vertragen, sollten Flurbiprofen-haltige Halstabletten oder Sprays nicht abgegeben werden. Vorsicht ist auch geboten bei älteren Patienten sowie bei Patienten mit allergischem Asthma oder Allergien. Der Wirkstoff kann bei empfindlichen Patienten einen Anfall auslösen, da der Anteil an bronchokonstriktiv wirkenden Leukotrienen erhöht wird.

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