Fluorchinolone zählen zu den hochwirksamen Antibiotika. Obwohl Wirkstoffe wie Ciprofloxacin oder Norfloxacin bei der Behandlung von lebensbedrohlichen Infektionen eine wichtige Rolle spielen, sind sie jedoch umstritten: Immer wieder wurde in der Vergangenheit vor dem breitflächigen Einsatz aufgrund seltener, aber schwerwiegender Nebenwirkungen gewarnt. So macht nun die Britische Arzneimittelbehörde (MHRA) auf das Risiko psychiatrischer Reaktionen unter Fluorchinolonhaltigen Antibiotika aufmerksam. Schlimmstenfalls drohen Suizidgedanken sowie Suizidversuche.
Die Reaktionen psychiatrischer Art schließen „Depressionen und psychotische Reaktionen ein, die Suizidgedanken und -versuche zur Folge haben können“, informiert die MHRA. So sei auch eine deutliche Verschlimmerung bereits bestehender psychiatrischer Symptome möglich. Bereits 2004 hatte die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) über diese Problematik informiert sowie vier Fälle von Suizidalität im Zusammenhang mit Fluorchinolonen bei Personen ohne Suizidversuche in der Vorgeschichte genannt.
Besonders wichtig, sei laut der Arzneimittelbehörde auch die Wahrnehmung der Anwender:innen im eigenen Umfeld: „Da die Betroffenen möglicherweise Veränderungen von Stimmung und Verhalten nicht selbst wahrnehmen, sollten sie Freunde und Familie über die Anwendung von Fluorchinolonen und deren psychiatrische Nebenwirkungen informieren“, so die MHRA.
Nicht immer werden derartige Symptome als Medikamentenwirkungen erkannt. Deswegen sei Aufklärung essentiell. Die Fachinformationen der in Deutschland erhältlichen Fluorchinolone weisen auf das Risiko psychiatrischer Symptome einschließlich Depression, Psychose und Suizidalität hin.
Achtung: Schon nach der ersten Anwendung kann es zu psychiatrischen Symptomen kommen. Sollten diese von den Anwender:innen oder dem Umfeld festgestellt werden, ist umgehend ärztlicher Rat aufzusuchen. Die MHRA empfiehlt zudem das Absetzen des Präparates. Besondere Vorsicht ist bei Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen in der Vorgeschichte geboten.
Fluorchinolone sollen laut PRAC-Empfehlung nicht mehr angewendet werden:
Außerdem sollte die Stoffgruppe insbesondere bei älteren Patient:innen, Patient:innen mit Nierenproblemen sowie Patienten, die eine Organtransplantation erhalten haben, oder solchen, die mit einem systemischen Kortikosteroid behandelt werden, mit Vorsicht angewendet werden. Denn diese Patient:innen haben ein höheres Risiko für Sehnenverletzungen, die durch Fluorchinolone verursacht werden können.
Der PRAC empfiehlt außerdem, die Behandlung mit einem Fluorchinolon-Antibiotikum bei ersten Anzeichen einer Nebenwirkung wie beispielsweise entzündete oder gerissene Sehne, Muskelschmerzen oder -schwäche sowie Gelenkschmerzen oder -schwellungen zu beenden. Gleiches gilt für Nebenwirkungen, die das Nervensystem betreffen wie Müdigkeit, Depression, Verwirrung, Selbstmordgedanken, Schlafstörungen, Seh- und Hörprobleme, veränderter Geschmack und Geruch.
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