Umstrittenes Antibiotikum

Fluorchinolon kann Suizidgedanken fördern

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Berlin -

Fluorchinolone zählen zu den hochwirksamen Antibiotika. Obwohl Wirkstoffe wie Ciprofloxacin oder Norfloxacin bei der Behandlung von lebensbedrohlichen Infektionen eine wichtige Rolle spielen, sind sie jedoch umstritten: Immer wieder wurde in der Vergangenheit vor dem breitflächigen Einsatz aufgrund seltener, aber schwerwiegender Nebenwirkungen gewarnt. So macht nun die Britische Arzneimittelbehörde (MHRA) auf das Risiko psychiatrischer Reaktionen unter Fluorchinolonhaltigen Antibiotika aufmerksam. Schlimmstenfalls drohen Suizidgedanken sowie Suizidversuche.

Die Reaktionen psychiatrischer Art schließen „Depressionen und psychotische Reaktionen ein, die Suizidgedanken und -versuche zur Folge haben können“, informiert die MHRA. So sei auch eine deutliche Verschlimmerung bereits bestehender psychiatrischer Symptome möglich. Bereits 2004 hatte die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) über diese Problematik informiert sowie vier Fälle von Suizidalität im Zusammenhang mit Fluorchinolonen bei Personen ohne Suizidversuche in der Vorgeschichte genannt.

Besonders wichtig, sei laut der Arzneimittelbehörde auch die Wahrnehmung der Anwender:innen im eigenen Umfeld: „Da die Betroffenen möglicherweise Veränderungen von Stimmung und Verhalten nicht selbst wahrnehmen, sollten sie Freunde und Familie über die Anwendung von Fluorchinolonen und deren psychiatrische Nebenwirkungen informieren“, so die MHRA.

Mögliche Symptome können sein:

  • Verwirrtheit
  • Desorientiertheit
  • Angst
  • Depression
  • Suizidgedanken und Suizidversuche

Nicht immer werden derartige Symptome als Medikamentenwirkungen erkannt. Deswegen sei Aufklärung essentiell. Die Fachinformationen der in Deutschland erhältlichen Fluorchinolone weisen auf das Risiko psychiatrischer Symptome einschließlich Depression, Psychose und Suizidalität hin.

Achtung: Schon nach der ersten Anwendung kann es zu psychiatrischen Symptomen kommen. Sollten diese von den Anwender:innen oder dem Umfeld festgestellt werden, ist umgehend ärztlicher Rat aufzusuchen. Die MHRA empfiehlt zudem das Absetzen des Präparates. Besondere Vorsicht ist bei Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen in der Vorgeschichte geboten.

In Deutschland zugelassene Fluorchinolone:

  • Ciprofloxacin
  • Norfloxacin
  • Enoxacin
  • Ofloxacin
  • Levofloxacin
  • Moxifloxacin

Fluorchinolone sollen laut PRAC-Empfehlung nicht mehr angewendet werden:

  • zur Behandlung von Infektionen, die ohne Behandlung besser werden oder nicht schwerwiegend sind (wie Racheninfektionen)
  • zur Verhinderung von Reisedurchfall oder wiederkehrenden Infektionen der unteren Harnwege (Harninfektionen, die nicht über die Blase hinausgehen)
  • zur Behandlung von Patient:innen, die zuvor unter schweren Nebenwirkungen unter einem Fluorchinolon litten
  • zur Behandlung von leichten oder mittelschweren Infektionen, sofern nicht andere antibakterielle Arzneimittel, die für diese Infektionen empfohlen werden, nicht angewendet werden können.

Außerdem sollte die Stoffgruppe insbesondere bei älteren Patient:innen, Patient:innen mit Nierenproblemen sowie Patienten, die eine Organtransplantation erhalten haben, oder solchen, die mit einem systemischen Kortikosteroid behandelt werden, mit Vorsicht angewendet werden. Denn diese Patient:innen haben ein höheres Risiko für Sehnenverletzungen, die durch Fluorchinolone verursacht werden können.

Der PRAC empfiehlt außerdem, die Behandlung mit einem Fluorchinolon-Antibiotikum bei ersten Anzeichen einer Nebenwirkung wie beispielsweise entzündete oder gerissene Sehne, Muskelschmerzen oder -schwäche sowie Gelenkschmerzen oder -schwellungen zu beenden. Gleiches gilt für Nebenwirkungen, die das Nervensystem betreffen wie Müdigkeit, Depression, Verwirrung, Selbstmordgedanken, Schlafstörungen, Seh- und Hörprobleme, veränderter Geschmack und Geruch.

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