Leberschäden unter Ulipristalacetat

Esmya: EMA empfiehlt Zulassungswiderruf

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Berlin -

Nach Auftreten eines neuen Falls von Leberschäden im März trotz Einhaltung der damals beschlossenen Maßnahmen leitete die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) eine erneute Überprüfung des Wirkstoffes Ulipristalacetat zur Behandlung von Uterusmyomen ein. Seit der Zulassung im Jahr 2012 wurden mehr als 900.000 Patientinnen mit dem Progesteron-Rezeptor-Modulator aufgrund dieser Indikation behandelt. Nun sollen die Präparate vom europäischen Markt verschwinden.

Das laufende Risikobewertungsverfahen kommt zu dem Schluss, die Genehmigung für das Inverkehrbringen von Ulipristalacetat für Uterusmyome zu widerrufen. Bereits im März veröffentlichte die EMA die Empfehlung, dass die Einnahme des Wirkstoffes innerhalb dieser Indikation bis zum Abschluss des Bewertungsverfahrens ausgesetzt werden soll. Die EMA empfahl, die entsprechenden Zulassungen ruhen zu lassen. Es sollten, wenn möglich, keine neuen Patientinnen mehr mit betroffenen Arzneimitteln behandelt werden.

Eine Überprüfung durch die EMA hat bestätigt, dass 5 mg Ulipristalacetat innerhalb der Indikation Uterusmyome zu Leberschäden führen können. Als Fertigarzneimittel sind hier Esmya und Generika zu nennen. Im schlimmsten Fall könnte eine Lebertransplantation nötig werden, urteilt die EMA. Bei der Empfehlung wurden alle verfügbaren Berichte und gemeldete Fälle schwerer Leberschäden berücksichtigt. Darüber hinaus wurden neben Gynäkologen auch Patientinnen konsultiert.

Vertreter von Patienten und Angehörigen der Gesundheitsberufe, darunter Experten für Gynäkologie, wurden ebenfalls konsultiert. Da innerhalb des Risikobewertungsverfahren nicht festgestellt werden konnte, welche Patientinnen am stärksten gefährdet sind oder welche Maßnahmen das Risiko verringern könnten, gelangte der Ausschuss zu dem Schluss, dass die Risiken des Arzneimittels dem Nutzen überwiegen. Folglich sprachen sie sich gegen eine Vermarktung in der EU aus.

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Ulipristalacetat ist auch als Einzeldosis-Arzneimittel zur Notfallverhütung zugelassen. Die aktuelle Empfehlung wirkt sich nicht auf die am Markt erhältlichen Notfall-Kontrazeptiva aus. Die Bedenken hinsichtlich der Hepatotoxizität gelten für diese Medikamente in einer einmaligen Dosierung von 30 mg nicht.

Bisherige Behandlung

Das Ulipristalacetat-haltige Präparat Esmya ist seit 2012 in der EU für die Behandlung von nicht-kanzerogenen Wucherungen der Gebärmutter bei Frauen bis zum Erreichen der Menopause zugelassen. Die orale Therapie kommt bis zu drei Monate lang vor der Operation und der Entfernung der Myome zum Einsatz. Patientinnen nehmen Esmya einmal täglich zu 5 mg zu einer Hauptmahlzeit oder zwischen den Mahlzeiten ein. Das erste Behandlungsintervall sollte während der ersten Menstruationswoche starten. Das folgende Intervall sollte frühestens während der ersten Woche der zweiten Menstruation nach dem abgeschlossenen ersten Therapiezeitraum beginnen. Die dreimonatige Behandlung kann mit Unterbrechungen zwischen jedem Behandlungszyklus wiederholt werden.

Ulipristal bindet als oral wirksamer, synthetischer und selektiver Progesteronrezeptormodulator an Rezeptoren auf Zellen, an die das Hormon normalerweise bindet, und verhindert damit den Effekt des Progesterons. Der Arzneistoff besitzt somit eine direkte Wirkung auf die Myome und reduziert deren Größe, da das Hormon das Myom-Wachstum fördern kann. Ulipristal hemmt die Zellteilung und löst zudem eine Apoptose aus. Häufige Nebenwirkungen während der Therapie können Amenorrhoe und eine Verdickung des Endometriums sein.

 

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