Antidiabetika

SGLT2-Hemmer: Nutzen bestätigt

, Uhr
Berlin -

Das Nutzen-Risiko-Verhältnis für die Hemmer des natriumabhängigen Glukosetransporters Typ 2 (SGLT-2) bleibt positiv. Das meldet die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) nach Abschluss einer umfangreichen Risikobewertung. Ärzte und Apotheker sollen Patienten aber auf das Risiko für diabetische Ketoazidosen hinweisen. In Deutschland sind nur noch zwei Vertreter der Substanzklasse auf dem Markt.

Ketoazidosen sind bekannte Komplikationen bei Diabetes. Bei absolutem Insulinmangel kann keine Glucose in die Zellen aufgenommen werden; reflektorisch werden Adrenalin, Noradrenalin sowie andere Insulinantagonisten freigesetzt, die für einen erhöhten Fettabbau sorgen. Dabei werden Ketonkörper ins Blut freigesetzt. Unbehandelt kann eine Ketoazidose tödlich verlaufen.

Laut EMA sind bislang unter Behandlung mit SGLT-2-Hemmern mehr als 100 Fälle von Ketoazidose gemeldet worden, allesamt so schwerwiegend, dass eine Einweisung ins Krankenhaus notwendig war. Ungewöhnlich war, dass Typ-2-Diabetiker das Krankheitsbild entwickelt hatten und dass die Blutzuckerwerte nur moderat erhöhen waren, was Diagnose und Behandlung komplizierte.

Im vergangenen Jahr hatte schon die US-Arzneimittelbehörde FDA nach 20 Spontanmeldungen vor der Komplikation gewarnt. Patienten sollten auf Symptome wie Atembeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Polyurie, Bauschmerzen, Verwirrtheit und Erschöpfung achten und ihren Arzt benachrichtigen. Dieser Empfehlung schließt sich nun auch die EMA an.

Ärzte werden darauf hingewiesen, dass die Behandlung bei Verdacht auf die schwere Nebenwirkung sofort abgebrochen werden muss. Patienten mit Risikofaktoren für Ketoazidose sollen mit Vorsicht behandelt und über die Risiken aufgeklärt werden. Als Risikopatienten gelten Menschen mit einer niedrigen Reserve von Insulin-sezernierenden Zellen, beschränkter Nahrungsaufnahme oder erhöhtem Insulinbedarf aufgrund von Krankheit, Operation oder Alkoholmissbrauch. Die EMA weist außerdem ausdrücklich darauf hin, dass die SGLT-2-Hemmer nicht für die Behandlung von Typ-1-Diabetikern geeignet sind.

Zugelassen sind derzeit drei Wirkstoffe sowie deren Kombination mit Metformin zur Behandlung des Typ-2-Diabetes. Als erster Vertreter der Substanzklasse kam Dapagliflozin 2012 unter dem Namen Forxiga auf den Markt. Die Kombination heißt Xigduo. Weil der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Präparat mangels der geforderten Daten keinen Zusatznutzen zuerkannte, nahmen AstraZeneca und Bristol-Myers Squibb das Produkt vom Markt. Im Februar 2014 konnten sich die Hersteller doch noch mit dem GKV-Spitzenverband auf einen Erstattungspreis einigen.

Empagliflozin wurde im Mai 2014 zugelassen und wird unter den Handelsnamen Jardiance und Synjardy (Boehringer/Lilly) vertrieben. Ein Zusatznutzen konnte auch hier nicht nachgewiesen werden, genauso wenig wie bei den Canafliglozin-Präparaten Invokana und Vokanamet. Janssen hatte beide Produkte nach einer schlechten Nutzenbewertung vom Markt genommen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte