Unerwünschte Arzneimittelwirkung

Cosentyx: Risiko für Darmerkrankungen

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Berlin -

Monoklonaler Antikörper unter Verdacht: Cosentyx (Secukinumab, Novartis) soll chronisch-entzündliche Darmerkrankungen demaskieren oder induzieren. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) informiert aktuell über das mögliche Risiko.

Die AkdÄ schildert den Fall eines 29-jährigen adipösen Psoriasis-Patienten, der seit November 2016 mit Cosentyx behandelt wurde. Er berichtete im Januar 2017 über blutige Durchfälle mit wiederkehrenden krampfartigen Bauchschmerzen. Einen Hinweis auf eine Infektion gab es nach einer Stuhlanalyse nicht. Die Durchfälle hielten jedoch an und so wurde im Februar der monoklonale Antikörper abgesetzt. Einen Monat später folgte aufgrund von Gewichtsverlust, andauernden Durchfällen und einer Verschlechterung des Allgemeinzustands die stationäre Aufnahme.

Nach verschiedenen Untersuchungen wurde der Verdacht einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) gestellt. Der Patient bestätigte Durchfälle ohne Blutbeimengungen in der Vergangenheit. Die Ärzte gingen daher von einer Demaskierung einer vorbestehenden CED aus. Nach erfolgter Prednisolon-Stoßtherapie kam es zu einer raschen und deutlichen Besserung der blutigen Durchfälle. Nach sechs Wochen wurde der Patient auf 15 mg Prednisolon täglich und Adalimumab umgestellt.

Auch die Fachinformation beschreibt Exazerbationen eines Morbus crohn unter Secukinumab in klinischen Studien. Patienten mit bekannter CED sollten daher engmaschig überwacht werden. Aufgrund des gemeinsamen Wirkmechanismus könne ein Gruppeneffekt für Ixekizumab (Taltz, Lilly) und Brodalumab (Kyntheum, Leo Pharma) nicht ausgeschlossen werden. Somit ist eine Verschlechterung eines Morbus crohn sowie eine Demaskierung einer bislang klinisch inapperent verlaufenden CED möglich.

Secukinumab zur bindet selektiv an das proinflammatorische Interleukin-17A (IL-17A) und neutralisiert dieses. IL-17A ist an der Entstehung von Autoimmunerkrankungen und entzündlichen Erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis, Psoriasis oder Morbus Bechterew beteiligt. Das Interleukin wird von speziellen T-Helferzellen, die eine Untergruppe der CD4-Lymphozyten sind, gebildet. Diese spielen außerdem eine wichtige Rolle bei der Immunreaktion gegen Bakterien und Pilze. Klinische Studien konnten keine Wirksamkeit von Secukinumab und Brodalumab gegen Morbus crohn belegen. Im Gegenteil, teilweise traten gar Verschlechterungen der Krankheit auf. Im Mausmodell konnte die Verschlimmerung einer Colitis bei Blockade von IL-17 bestätigt werden, da die Barrierefunktion der Darmschleimhaut geschwächt wird.

Dennoch sei ein kausaler Zusammenhang zwischen Anti-IL-17A-Antikörpern und CED bei Psoriasis-Patienten nur schwer nachweisbar, da die Patienten ohnehin ein erhöhtes Risiko für CED besitzen. Dieses korreliere mit der Schwere der Psoriasis.

Patienten sollten vor der Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper über das Risiko einer CED aufgeklärt und informiert werden. Bereits bei den ersten Symptomen sollten rasch eine Diagnostik erfolgen und Verdachtsfälle gemeldet werden.

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