Gichttherapeutika

Colchicin: Patient stirbt nach Überdosierung

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Berlin -

Purinreiche Lebensmittel können zu erhöhten Harnsäurewerte führen. Lagert Harnsäure sich in Form von Kristallen in den peripheren Gelenken und Geweben ab, können Rötung, Schwellung, Schmerz und Überwärmung auftreten. Ein akuter Gichtanfall kann mit Kortison, nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) oder Colchicin behandelt werden. Bei der Dosierung der Herbstzeitlosen dürfen die zugelassenen Maximaldosierungen nicht überschritten werden. Die Nebenwirkungen könnten tödlich sein.

Die Arneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) meldete kürzlich eine versehentliche Überdosierung von Colchicin mit Todesfolge. Ein 73-jähriger Patient verstarb etwa 50 Stunden nach der Einnahme des Arzneimittels an einem Multiorganversagen. Der Mann nahm eine Vielzahl von anderen Medikamenten ein, da er außer an rezidivierenden Gichtanfällen unter anderem an Diabetes Typ 2, Hypertonie, Hyperlipidämie und koronarer Herzkrankheit litt. Akute Gichtanfälle behandelte er mit einer Colchicin-Lösung.

Im Akutfall wird als Initialdosis 1 mg Colchicin eingenommen. Das entspricht zwei Tabletten zu je 0,5 mg oder 2 ml der Lösung. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Anschließend kann je nach Beschwerden alle ein bis zwei Stunden eine weitere Tablette oder ein ml Lösung eingenommen werden. Patienten dürfen jedoch die Maximaldosis von 8 mg innerhalb 24 Stunden beziehungsweise 12 mg pro Gichtanfall nicht überschreiten. Der ältere Mann nahm jedoch 50 ml der Lösung ein, was 25 mg Colchicin entspricht.

Der Wirkstoff wird rasch vom menschlichen Körper resorbiert und hauptsächlich über die Leber oder unverändert über Niere wieder ausgeschieden. Das Alkaloid besitzt eine geringe therapeutische Breite und geht unter anderem mit Inhibitoren des P-Glykoproteins und CYP3A4 Wechselwirkungen ein. Erste Symptome einer Überdosierung können Übelkeit, Erbrechen, Abdominalschmerzen, Durchfall oder Elektrolytstörungen sein. Diese Beschwerden treten in den ersten 24 Stunden nach der Einnahme auf und können in ein Multiorganversagen übergehen. Metabolische Azidose, Herzrhythmusstörungen, Herz-, Lungen- oder Nierenversagen können zum Tod führen.

Ein Antidot gibt es nicht. Die Behandlung einer Vergiftung kann lediglich symptomatisch erfolgen. Das Herbeiführen von Erbrechen, eine Magenspülung oder die Gabe von medizinischer Kohle soll das Gift aus dem Körper entfernen. Dieser Vorgang stellt jedoch aufgrund der schnellen Resorption eine Schwierigkeit dar.

Laut Einschätzung der AkdÄ wäre eine Begrenzung der Abgabemenge sinnvoll, denn eine Flasche à 100 ml enthalte genügend Wirkstoff für mehrere letale Vergiftungen. Der verstorbene Patient habe mit 50 ml einen großen Schluck eingenommen. Die entsprechende Menge von 50 Tabletten wäre wahrscheinlich nicht aus Versehen eingenommen worden. In den vergangenen 20 Jahren gab es etwa 71 gemeldete Vergiftungsfälle mit Colchicin, etwa 40 werden als Medikationsfehler eingestuft. Frankreich hat die Tageshöchstmenge bereits auf 3 mg festgelegt, die Einnahmedosis wird an den weiteren Tagen verringert.

Colchicin ist ein Alkaloid aus dem Samen der Herbstzeitlosen. Der Wirkstoff hat entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften. Das Spindelgift hemmt die Zellkernteilung, beeinflusst jedoch nicht die Harnsäurekonzentration im Blut. Das Alkaloid hindert die Makrophagen an der Aufnahme der Harnsäurekristalle und unterbindet somit die Entzündungsreaktion durch Zytokine.

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