Rote-Hand-Brief

Cladribin: Risiko für Leukenzephalopathie

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Berlin -

Aktualisierung der Produktinformationen: Für Cladribin-haltige Arzneimittel, die für onkologische Indikationen zugelassen sind, müssen die Fach- und Gebrauchsinformationen erweitert werden. Ursache ist das Auftreten einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML), zum Teil mit tödlichem Ausgang.

Leustatin (Janssen) und Litak (Lipomed) enthalten Cladribin und sind zur Behandlung der Haarzell-Leukämie zugelassen. Das Purin-Nukleosid-Analogon wird parenteral verabreicht. Das Prodrug wird in den Körperzellen zum aktiven Triphosphat phosphoryliert. Der aktive Metabolit baut sich als falscher Bestandteil in die DNA ein und hemmt die Polymerasen. Die Zellteilung wird unterbrochen und es kommt schließlich zur Apoptose. Der Antimetabolit verursacht somit Strangabbrüche und verbraucht Lymphozyten. Während der Behandlung sind Nebenwirkungen wie Lymphopenie, Infektionen, Hautausschläge und Herpes zoster möglich.

In einem Rote-Hand-Brief wird aktuell über das Auftreten von einer progressiven PML berichtet, teilweise auch mit tödlichem Ausgang, die im Zusammenhang mit der Anwendung von Cladribin steht. Die PML ist eine seltene Erkrankung des Gehirns, die von einem fortschreitenden Abbau der Myelinscheiden gekennzeichnet ist und auf die Reaktivierung des JC-Virus zurückzuführen ist. Das Auftreten der PML wurde sechs Monate bis mehrere Jahre nach der Therapie mit dem antineoplastischen Mittel beobachtet. In mehreren Fällen konnte ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten der PML und einer anhaltenden Lymphopenie dokumentiert werden. Besteht der Verdacht einer PML, muss die Therapie beendet werden.

Treten erstmals neurologische oder kognitive Symptome oder Verhaltensauffälligkeiten unter Cladribin auf oder verschlechtern sich diese, ist eine PML als Differentialdiagnose in Betracht zu ziehen.

Im August hatte Merck für Mavenclad (Cladribin) die Zulassung zur Behandlung der hochaktiven schubförmigen Multiplen Sklerose erhalten. Die Produktinformation enthält bereits einen Warnhinweis zum PML-Risiko bei parenteraler Gabe. In klinischen Studien zu Cladribin in der MS-Therapie an etwa 2000 Patienten wurde jedoch kein Auftreten einer PML berichtet. Dennoch sollte vor der Therapie mit Mavenclad eine Eingangsuntersuchung stattfinden, so die Produktinformation.

Merck hatte lange Zeit für seinen Hoffnungsträger gekämpft. Vor etwa sieben Jahren hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) einen Zulassungsantrag für Cladribin abgelehnt, die Sicherheitsbedenken waren zu groß. Im zweiten Anlauf bekam das Unternehmen doch noch grünes Licht.

Cladribin soll die Häufigkeit der Schübe mindern und so die Krankheitsprogression verzögern. Das Arzneimittel lindert vermutlich durch Reduktion der Anzahl von T- und B-Lymphozyten Entzündungen im zentralen Nervensystem. Auch auf das Zytokinprofil könne Cladribin Einfluss nehmen und so antientzündlich wirken. Die Wirkung konnte in drei Phase-III-Studien mit 1326 Patienten mit schubförmiger remittierender MS (RRMS), die Verum oder Placebo erhielten, bestätigt werden.

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