Rote-Hand-Brief

Babys: Sildenafil nicht bei Wachstumsrestriktion

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Berlin -

Sildenafil-haltige Arzneimittel wie Revatio (Pfizer) und Viagra (Pfizer) sowie entsprechende Generika dürfen nicht zur Behandlung der intrauterinen Wachstumsrestriktion (IUGR) angewendet werden. Das teilen die betroffenen Arzneimittelhersteller in einem Rote-Hand-Brief in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit.

Die Hersteller weisen darauf hin, dass der Arzneistoff zur Behandlung einer IUGR nicht zugelassen ist und bei dieser Indikation nicht angewendet werden darf. Sildenafil-haltige Arzneimittel sollen nur im Einklang mit der derzeit gültigen Fachinformation angewendet werden. Zuvor wurde die klinische Studie „Strider” (Sildenafil TheRapy In Dismal prognosis Early-onset intrauterine growth Restriction), die Sildenafil zur Behandlung der IUGR untersucht hat, aufgrund einer hohen Anzahl neonataler Todesfälle abgebrochen. Die Zwischenanalyse hatte auch eine höhere Inzidenz persistierender pulmonalarterieller Hypertonie der Neugeborenen (PPHN) gezeigt.

Die Wissenschaftler rekrutierten bei der Studie, die 2015 begann, schwangere Frauen, deren Babys in der frühen Schwangerschaft eine ernsthafte Wachstumsbeschränkung hatten, die Kinder hatten eine schlechte Prognose. In früheren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Sildenafil die Funktion der Plazenta verbessern und das Wachstum des ungeborenen Kindes stimulieren kann.

Bislang gibt es keine bekannte Therapiemöglichkeit, um solchen Babys beim Wachsen zu helfen. So nahmen 183 Frauen an der Studie teil. Die Verum-Gruppe (n = 93) erhielt Tabletten mit dem Wirkstoff Sildenafil, die restlichen Studienteilnehmerinnen erhielten ein Placebo. Neben Amsterdam UMC wurde das Arzneimittel in zehn weiteren Krankenhäusern auf Wirkung und Sicherheit getestet.

Die ersten Ergebnisse zeigten, dass die Exposition mit Sildenafil während der Schwangerschaft bei den Babys nach der Geburt negative Auswirkungen haben kann. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung der Blutgefäße der Lunge und eines Todes nach der Geburt scheint bei einer Zufuhr in der Schwangerschaft größer zu sein. So starben in der Sildenafil-Gruppe 19 Kinder, elf von ihnen an den Folgen einer möglichen pulmonalen-arteriellen Hypertonie (PAH). Sechs Babys hatten auch Lungenhochdruck, sind aber nicht daran gestorben. In der Placebo-Gruppe starben neun Babys, aber keines an den Folgen der Lungenerkrankung. Drei Babys hatten zwar auch diese Krankheit, sind aber nicht daran gestorben.

Alle Nebenwirkungen traten nach der Geburt auf, diese Wirkungen waren bislang nicht bekannt. Die Mütter hatten durch das Medikament keine nachteilige Wirkung, für die Kinder fanden die Forscher keinen positiven Effekt. Aufgrund dieser Befunde wurde die Studie sofort gestoppt. In einigen Ländern wird Sildenafil manchmal schwangeren Frauen verschrieben, deren Baby schlecht wächst. Die Forscher erwarten, dass aufgrund der aktuellen Studienergebnisse die Verwendung von Sildenafil für diese Anwendung weltweit aufhören wird.

Sildenafil ist ein PDE-5-Hemmer und wird zum einen in der Behandlung der erektilen Dysfunktion bei erwachsenen Männern eingesetzt. PDE-5 befindet sich jedoch auch in den Lungengefäßen: Sildenafil erhöht cGMP auch innerhalb der glatten Muskulatur der Lungengefäße und führt zu einer Dilatation. Deshalb wird zum anderen der Arzneistoff zu 20 mg zur Behandlung der PAH der WHO-Funktionsklasse II und III zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei Erwachsenen angewendet. Für Patienten mit PAH kann eine selektive Vasodilatation im pulmonalen Gefäßsystem erreicht werden. Der systemische Kreislauf erfährt nur eine Vasodilatation in geringem Ausmaß.

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