Arzneimittelkriminalität

Arzneimitteldiebstahl: Festnahmen in Italien

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Berlin -

Im Fall der in italienischen Kliniken gestohlenen Medikamente, die über Reimporteure auch nach Deutschland geliefert wurden, gibt es erste Verhaftungen: Neben dem 80-jährigen Chef der Bande befinden sich zwei Klinikangestellte, die im Lager einer Krankenhausapotheke arbeiteten, und fünf weitere Täter in Untersuchungshaft.

Am Morgen des 11. Juli hatte die Staatspolizei in Rom eine Razzia durchgeführt. Diese sei das Ergebnis langwieriger Ermittlungen im Vorfeld gewesen, teilte die Polizei mit. Gegen acht Personen, die einer kriminellen Organisation angehören und eine Absprache zum Diebstahl und Hehlerei von Medikamenten getätigt haben sollen, wurden Haftbefehle ausgesprochen.

Die Medikamente waren aus einer römischen Krankenhausapotheke gestohlen worden. Die Ermittlungen hatten der Polizei zufolge bereits Ende 2012 begonnen. Auslöser waren wiederholte Beschwerden von medizinischem Personal über das Verschwinden größerer Mengen von Medikamenten aus der Apotheke. Entwendet wurden unter anderem 350 Ampullen Enbrel im Wert von mehr als 80.000 Euro, 300 Ampullen Humira im Wert von 130.000 Euro, 2000 Schachteln Clexane im Wert von etwa 40.000 Euro und andere Krebsmedikamente.

Die Polizei vermutet hinter den Diebstählen organisierte Kriminalität. Die Beamten gehen davon aus, dass die Täter Komplizen innerhalb des Krankenhauses und in der Apotheke hatten, da viele der betroffenen Räumlichkeiten nur von qualifiziertem Personal betreten werden dürfen. Die Komplizen in der Apotheke brachten ersten Erkenntnissen zufolge immer nur kleinere Mengen auf einmal zur Seite, um keinen Verdacht zu erregen, und ließen diese durch Kuriere zum Anführer der Organisation bringen, der die „Bestellungen“ aufgab.

Von den Diebstählen sind auch hierzulande Reimporteure betroffen: Orifarm muss jetzt erneut Arzneimittelchargen zurückrufen, weil die Ware möglicherweise in Italien geklaut wurde. Die Arzneimittel stammen Orifarm zufolge aus Diebstählen im vergangenen Jahr. „Zu unserem Bedauern hat unsere Behörde erst jetzt von der italienischen Arzneimittelbehörde AIFA von dem Diebstahlsverdacht erfahren“, so eine Sprecherin.

In Abstimmung mit der Behörde hat Orifarm vorsorglich Produkte mit den entsprechenden Chargennummern zurückgerufen. Betroffen sind Avonex, Clexane, Copaxone, Efient, Enbrel, Humira, Inspra, MabThera, Neulaste, Remicade, Sandostatin und Xeplion.

Die Orifarm-Sprecherin betont, dass keinerlei Lieferbeziehungen zu den illegalen Händlern unterhalten würden. „Nach unserem aktuellen Wissensstand sind in der Vergangenheit italienische Großhändler durch Fälschung von Rechnungen und Lieferscheinen getäuscht worden, so dass die Ware in die legale Lieferkette gelangen konnte.“

Die Gefahr, dass auch zukünftig gestohlene Ware in Verkehr gebracht wird, dürfte Orifarm zufolge wegen der eingeleiteten Maßnahmen deutlich reduziert sein: Zum einen hätten die italienischen Strafverfolgungsbehörden verschiedene kriminelle Unternehmen etwa in Slowenien, Bulgarien und Zypern identifiziert, die lizenzierte Großhändler mit gefälschten Rechnungen und Lieferscheinen getäuscht hätten.

Zum anderen dürfte aus Sicht des Reimporteurs künftig ein deutlich schnellerer Informationsfluss zwischen den nationalen Arzneimittelbehörden gewährleistet sein. „Wir begrüßen hierbei die kürzlich neu gegründete ,Bund/Länder-Arbeitsgruppe Arzneimittelfälschungen', die sich zum Ziel setzt, in Zukunft Maßnahmen auf Länder-, Bundes- und europäischer Ebene besser zu koordinieren“, so die Sprecherin. Schließlich vertreibe Orifarm keine italienische Ware, bevor nicht in Abstimmung mit der Behörde der legale Ursprung sichergestellt sei.

Ein Apotheker aus Nordrhein-Westfalen hat inzwischen zahlreiche Reimporteure aufgefordert, ihm bis Mittwoch zu bestätigen, dass „sämtliche Chargen aller von Ihrem Unternehmen in Verkehr gebrachten Arzneimittel ,nicht aus illegalen Bezugsquellen stammen'“. Sollte ihm die Bestätigung nicht vorliegen, gehe er davon aus, dass die Arzneimittel diese Voraussetzung nicht erfüllten und damit als nicht verkehrsfähig eingestuft werden müssten.

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