CC Pharma will im Fall der in Italien gestohlenen Arzneimittel einen Schlussstrich ziehen: Der Reimporteur ruft nun alle aus Italien stammenden Chargen der betroffenen Präparate zurück. Zuvor hatten nach Angaben des Unternehmens Ermittlungen ergeben, dass weitere Chargen von den Diebstählen betroffen sind.
CC Pharma ruft nun nicht nur die aktuell betroffenen Chargen zurück, sondern „aus Gründen des vorbeugenden Patientenschutzes“ auch alle übrigen Chargen, die aus Italien stammen. „Wir sind der Überzeugung, dass nur ein proaktives Vorgehen der CC Pharma weitere Unsicherheiten, Rückrufe und die damit verbundenen Probleme verhindern kann“, so Geschäftsführer Ralf Kurenbach.
Da ein zeitnahes Ende der italienischen Ermittlungen nicht absehbar scheine, habe man sich dazu entschlossen, alle Produkte der aufgelisteten Präparate mit der Endung „IT“ für Italien vorsorglich zurückzurufen. Betroffen sind knapp 130 PZN.
Kurenbach versichert, dass seit Beginn der Quarantäne für die Italienware Ende Juli „kein einziges Präparat italienischen Ursprungs unser Haus verlassen hat oder zukünftig verlässt, zu dem keine lückenlose Dokumentation der gesamten Lieferkette vorliegt“.
Die Zusammenarbeit mit den internationalen Behörden hat sich aus Sicht von CC Pharma inzwischen deutlich verbessert. Die Ermittlungen der italienischen Strafverfolgungsbehörden brächten neue Ergebnisse. So habe die zuständige Aufsichtsbehörde in den vergangenen Tagen eine neue Warnmeldung bereitgestellt, aus der sich die Notwendigkeit für weitere Chargenrückrufe abgeleitet habe.
Von den neuen Ermittlungsergebnissen sind auch andere Reimporteure betroffen: Veron hat drei Chargen Humira und eine Charge Remicade zurückgerufen. Schon Ende April hatte der Reimporteur Chargen von Remicade wegen Manipulationsverdachts aus dem Handel gezogen.
Inopha hat eine Charge Xeloda (Capecitabin) und zwei Chargen Tysabri (Natalizumab) zurückgerufen. Der deutsche Reimporteur hat bereits in Österreich italienische Präparate vom Markt nehmen müssen.
Die betroffenen Arzneimittel wurden schon im vergangenen Jahr in italienischen Kliniken gestohlen, vermutlich durch die Mafia. Nach Angaben der italienischen Arzneimittelbehörde AIFA wurde die Ware über Großhändler und Apotheken in Osteuropa an italienische Großhändler verkauft. Auf diese Weise gelangten die gestohlenen Arzneimittel in die legale Lieferkette und wurden in weitere Staaten verkauft. Inzwischen wurden die ersten Verdächtigen festgenommen.
Die Behörden haben anhand von Lieferlisten und gefälschten Rechnungen mindestens elf Großhändler und Apotheken identifiziert, die mit den gestohlenen Medikamenten gehandelt haben. Mindestens 80 meist hochpreisige Präparate sind betroffen. Im April war erstmals vor gefälschtem Herceptin gewarnt worden. Inzwischen wurden zahlreiche Präparate von verschiedenen Reimporteuren zurückgerufen.
Ende Juli waren die in Deutschland zuständigen Behörden zu einem Spitzentreffen zusammengekommen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das Bundesgesundheitsministerium (BMG), die Landesbehörden, das Bundeskriminalamt (BKA) und das Zollkriminalamt (ZKA) haben vereinbart, die bisherige Zusammenarbeit zu intensivieren.
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