Arzneimittelfälschungen

Axicorp und Veron rufen zurück

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Berlin -

Zwei Wochen hat es gedauert, dass die Apotheken im Skandal um mutmaßlich illegal vertriebene oder möglicherweise gefälschte Reimporte mehr an die Hand bekommen als eine Liste mit Chargennummern. Axicorp und Veron rufen jetzt einen Teil ihrer Ware zurück.

Mehr als 30 Chargen Herceptin, Remicade, Alimta und Humatrope hatten die Europäische Arzneimittelagentur (EMA), das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf den Index gesetzt. „Wir können bei gestohlener Ware nicht garantieren, dass die Transportkette eingehalten wurde“, sagt eine PEI-Sprecherin. Deshalb seien solche Medikamente illegal und damit per se nicht verkehrsfähig.

Im Fall von Herceptin warnte Roche außerdem unlängst vor Manipulationen an der Verschlusskappe und Einstichen im Gummistopfen. Außerdem sind demnach Fälle bekannt, in denen die Flasche anstatt des Pulvers eine Flüssigkeit enthielt. Eine chemische Analyse habe außerdem ergeben, dass zumindest in einem Fall kein Trastuzumab, sondern das Antibiotikum Ceftriaxon enthalten war.

PEI und BfArM hatten von der EMA eine Liste mit allen deutschen Reimporteuren angefordert. Die Parallelhändler sollten detailliert Auskunft geben über alle Chargen der vier Produkte, die sie in den vergangenen zwei Jahren gehandelt haben – inklusive Lieferanten und Abnehmern. Welche Anbieter betroffen sind, ist aber immer noch nicht öffentlich bekannt gemacht worden.

Jetzt ruft Axicorp Alimta zurück: „Einzelne Packungen […] des Produktes Alimta 500 mg wurden illegal aus Italien in den Handel gebracht. Da wir nicht ausschließen können, betroffen zu sein, und aufgrund einer möglichen gesundheitlichen Gefährdung der Patienten rufen wir vorsorglich alle Packungen der genannten Chargen […] zurück“, heißt es in dem Schreiben. Die Apotheken sollen aber keine eigenmächtigen Rücksendungen vornehmen, sondern eine Service-Hotline kontaktieren, um die weitere Abwicklung zu klären.

Bei Remicade von Veron wiederum besteht nach Firmenangaben der Verdacht, dass „manipulierte Trockenampullen in den Handel gelangt sind“. Die Apotheken sollen ihre Bestände überprüfen, die Auslieferung sofort stoppen und die betroffenen Chargen zurücksenden.

Bislang hatte es von den Behörden geheißen, dass es – außer im Fall von Herceptin – keine Hinweise auf gesundheitliche Schädigungen gebe. Seit dem Rote-Hand-Brief von Roche hat es allerdings auch keine weiteren Informationen gegeben.

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