Das Aufmerksamkeitsdefizit sowie die Hyperaktivitätsstörung sind die häufigsten psychiatrischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Weltweit sind etwa 5 Prozent der Heranwachsenden betroffen. Eine aktuelle Studie zeigt eine komplett neue Therapieform auf.
Unter ADHS leiden Jungen drei bis sechsmal öfter als Mädchen. Bisher wurden vorrangig stark wirksame Medikamente wie Methylphenidat zur Therapie eingesetzt: Ein bekanntes Fertigarzneimittel, welches unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, ist das Ritalin.
Der Arzneistoff hat ausgeprägte Effekte auf zentrale als auch auf motorische Aktivitäten. Mit steigendem Wirkstoffspiegel setzt Methylphenidat Dopamin frei und hemmt dessen Wiederaufnahme. Dabei ist der Mechanismus, durch den die kognitiven Effekte und Verhaltensweisen ausgelöst werden, noch nicht eindeutig geklärt. Die zentral stimulierende Wirkung von Methylphenidat äußert sich unter anderem in einer Steigerung der Konzentrationsfähigkeit. Schulkinder nehmen deshalb unter der Woche die Medikamente ein und setzen am Wochenende aus, um einem Gewöhnungseffekt entgegenzuwirken. Müdigkeit und körperliche Abgeschlagenheit werden unter der Einnahme unterdrückt: Betroffene können so den Alltag besser und nachhaltiger meistern.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Häufige Nebenwirkungen:
Eine gänzlich neue Option könnte nun ein pflanzlicher Inhaltsstoff der Kiefer bringen: Pycnogenol – ein Extrakt aus der Rinde der französischen Meereskiefer. Bisher wurde das pflanzliche Mittel als Antioxidans eingesetzt, um Alterungsprozesse zu entschleunigen. Eine neue Studie konnte jedoch kürzlich bestätigen, dass Pycnogenol eine nebenwirkungsarme Therapieoption für ADHS-Erkrankte sein kann. Das Team der Universität in Antwerpen baute dabei auf frühere Untersuchungen auf, in denen Pycnogenol als wichtiger natürlicher Pflanzenextrakt bereits zur Therapie von ADHS bei Kindern eingesetzt wird. Die Daten von 88 Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis zwölf Jahren wurden dabei in einem Zeitraum von zehn Wochen erhoben.
Lehrer:innen und Eltern füllten zu Beginn der Studie sowie nach fünf und zehn Wochen Fragebögen aus: Beurteilt werden sollten folgende Punkte anhand einer ADHS-Bewertungsskala:
Die Ergebnisse überraschten mit einer signifikanten Abnahme der üblichen Symptome einer ADHS-Erkrankung unter Einnahme von Pycnogenol:
Lehrer:innen gaben an:
Eltern gaben an:
Zwar zeigten die Kinder und Jugendlichen aus der Methylphenidat-Gruppe insgesamt eine Verbesserung des ADHS-Verhaltens, aber hatten zugleich fünfmal mehr Nebenwirkungen als die Teilnehmer:innen der Pycnogenol-Gruppe. Besonders häufig wurden Appetitlosigkeit und unerwünschter Gewichtsverlust beobachtet.
Die Auswertung der Studie konnte zeigen, dass Pycnogenol die ADHS-Symptomatik deutlich lindern kann, bei wenig bis keinen Nebenwirkungen. Da der Wirkeintritt von pflanzlichen Wirkstoffen mitunter etwas länger dauert, müssten Eltern bereit sein, die Therapiezeit etwas zu verlängern. Dann könne Pycnogenol eine sichere Therapieoption sein.
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