Überraschung beim Öffnen

Retourenautomat: Apotheker zieht 100 Sildenafil-Tabletten

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Berlin -

Eine zweite Chance für Retouren bieten immer mehr Automaten und die Anbieter werben mit dem Überraschungseffekt. Die Maschinen werden gern an hochfrequentierten Standorten aufgestellt – wie im City Center Langenhagen. Apotheker Gabi Hashisho testete das Konzept dort und staunte nicht schlecht, als er das Paket öffnete.

Der Inhalt war von außen nicht ersichtlich, der Inhaber hatte auf eine positive Überraschung gehofft.Foto: Heide-Apotheke

Die Retourenautomaten locken mit dem Überraschungseffekt – ist der Inhalt Schrott oder verbirgt sich im Paket ein kleiner Schatz? Genau wie bei Kofferversteigerungen wissen die künftigen Besitzer eben nicht, was sie kaufen. „Es ist eine Überraschung“, sagt Hashisho, der den Automaten schon seit Längerem ausprobieren wollte.

Als er kürzlich ein Päckchen für 10 Euro erwarb, war der Inhaber der Heide-Apotheke in Celle vom Inhalt mehr als überrascht. Denn darin verbarg sich eine Großpackung Sildenafil: Zehn Blister mit jeweils zehn Tabletten von Centurion in der Wirkstärke 100 mg. „Wir kümmern uns den ganzen Tag um die Gesundheit und plötzlich landet das in meinen Händen“, sagt der Inhaber erstaunt.

„Ich habe einen Schock bekommen.“ Seit mehr als zehn Jahren kümmere er sich vor Ort darum, die Risiken bei der Arzneimitteleinnahme zu reduzieren. Und dann könne jeder diese verschreibungspflichtigen Medikamente bekommen. Dem Paketaufkleber zufolge war der Inhalt unter anderem über Hongkong nach Deutschland gekommen. „Wenn das ein alter Mann oder Kinder in die Hände bekommen, kann es im Krankenhaus enden“, warnt der Apotheker. „Ich halte das für sehr gefährlich.“

Der Automatenanbieter Retouromat aus Hannover betont, dass die Pakete von Großhändlern stammten, die diese vorab prüfen und sortieren. „Wir selbst führen keine inhaltliche Prüfung der Pakete durch, um den Überraschungseffekt zu bewahren. Die Großhändler tragen dafür Sorge, dass die Pakete keine Inhalte enthalten, die gegen geltende gesetzliche Bestimmungen verstoßen“, sagt Geschäftsführer Luca Rust. Wenn Fotos und Informationen zum Kauf vorliegen, könne der Fall nachverfolgt werden.

10 Euro kostet ein Paket. Der Automatenanbieter gibt die Verantwortung ab und verweist an die Großhändler, die die Sendungen vorab prüften.Foto: Heide-Apotheke

Bislang sei bei den Automaten an drei Standorten kein Fall bekannt, in dem eines der verkauften Pakete Medikamente enthalten habe, sagt er. „Sollte dies dennoch vorkommen, erwarten wir, dass uns solche Fälle direkt gemeldet werden, damit wir unverzüglich reagieren können.“ Eine spezifische Altersgrenze für den Kauf von Retourenpaketen über Automaten gebe es nicht. „Unsere Automaten sind mit einem klaren Hinweis ausgestattet, dass die Pakete ausschließlich für Personen über 18 Jahre bestimmt sind.“

Insgesamt wurden bei Retouromat bisher 6000 Pakete mit Retouren oder unzustellbaren Sendungen verkauft. Ziel sei es, die Ressourcenverschwendung durch unzustellbare Pakete zu vermeiden und Freude durch Überraschungspakete zu verbreiten, wirbt der Anbieter. Apotheker Hashisho will es erneut probieren und hofft auf einen positiven Überraschungseffekt.

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