Medisana hat die bei Aldi Süd vertriebenen Blutzuckermessgeräte zurückgerufen. Betroffen sind 20.500 Geräte des Modells Curamed CM mit Teststreifen der Charge R151018406. Der Rückruf der Ware erfolge vorsorglich im Sinne der Verbraucher, heißt es beim Hersteller mit Sitz in Neuss.
Medisana reagiert mit dem Rückruf auf Vortestergebnisse eines unabhängigen Instituts. Dabei schienen sich die bereits publizierten Resultate des Instituts für Diabetes-Technologie (IDT) zu bestätigen. Die Ulmer Einrichtung hatte Abweichungen in der Messgenauigkeit festgestellt. Im Anschluss hatte der Hersteller eine eigene Prüfung in Auftrag gegeben.
Der Vertrieb von Curamed CM sowie der Teststreifen über Aldi sei bereits seit einigen Wochen eingestellt. Es seien keine Fälle von zu Schaden gekommenen Patienten bekannt. Bundesweit könnten bis zu 21.500 Messgeräte betroffen sein. Die Messgeräte wurden Ende 2015 ausgeliefert.
Medisana hatte nach der Kritik von IDT eine Risikobewertung und weitere Maßnahmen eingeleitet. Bis zum Abschluss der Untersuchung sei sowohl der Vertrieb der betroffenen Teststreifencharge als auch des Blutzuckermessgeräts selbst eingestellt. Medisana betonte Anfang Juli, dass es „keinerlei Anhaltspunkte gibt, dass das Blutzuckermessgerät unrichtige Messwerte liefert“.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hatte mit Bezug auf die IDT-Ergebnisse ungenaue Testergebnisse moniert. Das Produkt Curamed von Medisana war mit 100 Patienten getestet worden. Demnach war die Genauigkeit der Tests mangelhaft. Die Produkte hatten laut DDG Werte angegeben, die im Durchschnitt um 16 Prozent überhöht waren.
Über die Ergebnisse des IDT wurde auch schon vor Gericht gestritten. Diese sollten auf einem Poster im Rahmen des Frühjahrskongresses der DDG vorgestellt werden. Doch Medisana erwirkte im Mai eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Berlin, wonach die namentliche Nennung des Produktes und/oder des Vertriebsweges verboten wurde. Das IDT legte dagegen erfolgreich Widerspruch ein.
Medisana bietet vier weitere Blutzuckermessgeräte an. Das Unternehmen vertreibt Medizinprodukte vor allem außerhalb der Apotheke. Weitere Produkte sind Blutdruckmessgeräte, Waagen, Thermometer, Massagegeräte, Luftbefeuchter sowie elektronische Schmerzpflaster oder Bauchmuskelstimulationsgeräte. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 59,3 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Rückruf werde sich als negativer Sondereffekt auf das Geschäft des laufenden Jahres auswirken. Bei Curamed CM handelt es sich laut Unternehmensangaben mit Blick auf den Konzernumsatz aber um kein wesentliches Produkt.
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