Der Fälschungsskandal um Omeprazol ist noch nicht aufgeklärt. Auch die Staatsanwaltschaft schließt weitere Plagiate nicht aus. Bislang sind gefälschte Produkte von Ratiopharm, Hexal und KSK aufgetaucht. Die Behörden mauern, die Hersteller sind in Erklärungsnot. APOTHEKE AHDOC sprach mit KSK-Chef Peter Krcmar über die Herkunft der Fälschungen, das Verhalten der Behörden und darüber, wie die gefälschten Produkte zu erkennen sind.
ADHOC: Warum Omeprazol?
KRCMAR: Omeprazol ist eine der umsatzstärksten Substanzen im Markt. Aber wer weiß schon, welche Fälschungen noch im Markt sind!
ADHOC: Welche Unternehmen könnten noch betroffen sein?
KRCMAR: Dass Ratiopharm und Hexal betroffen sind, ist keine Überraschung, da sie große Volumina bereitstellen. Es gibt eine gute Marge vor dem Rabatt. Deshalb sind große Unternehmen besonders gefährdet. Es könnte auch Atorvastatin, Simvastatin oder Ramipril treffen.
ADHOC: Warum haben die Fälscher KSK-Produkte kopiert?
KRCMAR: Wir sind im Markt aufgefallen, da wir von 2009 bis 2011 exklusiver Rabattpartner der AOK waren. Die Fälscher waren schlecht informiert und wussten nicht, dass wir keine große Nummer mehr im Omeprazol-Markt sind. Außerdem war es für sie einfach, da wir wohl wie Ratiopharm von Teva-Spanien beliefert werden.
ADHOC: Woher stammen die Fälschungen?
KRCMAR: Es soll ein kleines spanisches Unternehmen sein. Uns ist bekannt, dass der Großhandel über Zwischenhändler mit den gefälschten Produkten beliefert wurde. Ich nehme an, dass diese deutsche Firma nicht wusste, dass ihr etwas untergeschoben wurde.
ADHOC: Wie unterscheiden sich die gefälschten Produkte vom Original?
KRCMAR: Der Wirkstoffgehalt ist vergleichbar. Die Kapseln sind identisch. Die Pellets sehen unter dem Mikroskop jedoch anders aus. Die Beipackzettel sind aus einem anderen Papier, das sieht man aber nur, wenn man sie nebeneinander legt.
ADHOC: Was raten sie den Herstellern?
KRCMAR: Betroffene Unternehmen sollten unbedingt mit großem Engagement ihren Teil zur Aufklärung beitragen und Einfluss auf die Arzneimittelbehörden nehmen. Die Behörde hat uns gesagt, dass wir gesetzlich gar nicht für einen Rückruf verantwortlich sind. Es läge in unserem Ermessen. Das macht mich zornig.
ADHOC: Weil es sich um ungefährliche und gute Fälschungen handelt?
KRCMAR: Es kann keine guten Fälschungen geben. Als Hersteller kann ich die gesamte Qualität gar nicht beurteilen, wenn ich nur einige Packungen untersuche. Wie kann ich dann auf alle schließen? Es besteht ein anderes Risiko, ob es sich um gefälschte Arzneimittel oder gefälschte Kleidung handelt. Das Problem ist, dass es keinerlei offizielle Vorgaben gibt, wie man mit Fälschungen umgehen soll.
ADHOC: Was bedeutet das für den Arzneimittelmarkt?
KRCMAR: Die Lieferkette vom Großhandel bis zur Apotheke hat sich als unsicher erwiesen. Sie ist nicht besser als bei Versandapotheken aus dem Ausland. Zwischenhändler bedienen sich offenbar nebulöser Lieferanten. Eigentlich seriöse Unternehmen kaufen nicht beim Originalhersteller. Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Nicht beim Hersteller zu kaufen ist meines Wissens Quelle des Übels. Bei den Reimporten wurde das System des umfangreichen Zwischenhandels sogar mit staatlicher Förderung geschaffen und ausgebaut. Brauchen wir dieses Tor im deutschen Arzneimittelhandel wirklich?
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