Arzneimittelkriminalität

Omeprazol: Alles könnte gefälscht sein

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Berlin -

Noch immer kennt niemand das ganze Ausmaß des Omeprazol-Skandals. Nach Ratiopharm und Hexal war zuletzt auch der mittelständische Hersteller KSK betroffen. Der einstige AOK-Exklusivpartner hat längst an Präsenz in der Apotheke verloren. Der Verdacht liegt also nahe, dass gefälschtes Omeprazol weiterer Anbieter im Umlauf sein könnte. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart schließt nicht aus, dass noch andere Fälschungen auftauchen könnten.

Laut Staatsanwaltschaft ist es durchaus möglich, dass sich gefälschte Ware weiterer Hersteller in der Lieferkette befindet: „Wir prüfen, ob neben Ratiopharm, Hexal und KSK noch weitere Firmen betroffen sind“, sagt eine Sprecherin. Derzeit gehe man davon aus, dass die Fälschungen aus ein- und derselben Quelle stammten. Den Ursprung vermutet man in Spanien.

Im Extremfall könnten weite Teile des Marktes verseucht sein: Schon mehrere tausend Packungen wurden sichergestellt. Die Suche nach weiteren Plagiaten gestaltet sich schwierig, da die Fälscher offenbar echte Chargennummern verwendet hatten. So musste Ratiopharm seine Aussage unlängst darauf beschränken, dass die untersuchten Proben anderer Chargen in Ordnung waren.

Die Behörden versuchen durch ein Minimum an Information, eine öffentliche Verunsicherung zu vermeiden. Immerhin bestehe keine Gesundheitsgefahr, da Wirkstoffgehalt und Qualität mit dem Original vergleichbar seien.

Dem Vernehmen nach sind die Fälschungen lediglich durch einen Zufall aufgeflogen: Bei den Ratiopharm-Plagiaten sollen die Fälscher die Beipackzettel bei den beiden Dosierungen vertauscht haben.

Wer die Täter sind, ist bislang unbekannt. Vorgeworfen wird ihnen gewerbsmäßiges Inverkehrbringen gefälschter Arzneimittel, gewerbsmäßige Kennzeichnungsverletzung und gewerbsmäßiger Betrug.

Alleine die bislang beschlagnahmten Mengen und die Tatsache, dass gleich mehreren Herstellern Plagiate untergeschoben wurden, zeigt die kriminelle Energie. Auch das Produkt haben die Fälscher offenbar ganz bewusst ausgewählt: Mit Herstellerabgabepreisen von 15 beziehungsweise knapp 25 Euro ist der Schnelldreher offenbar billig genug, um unauffällig zu sein – und teuer genug, um ein kriminelles Geschäft damit zu machen.

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