USA

Schadenersatz: Anwälte suchen Valsartan-Opfer

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Berlin -

In den USA werben Anwaltskanzleien um mutmaßliche Valsartan-Opfer. Wer sich als Geschädigter aus dem Skandal um den verunreinigten Blutdrucksenker sieht, solle anrufen und sich beraten lassen, werden die Patienten von mehreren großen und kleinen Kanzleien umgarnt.

„Haben Sie einen Leberschaden? Rufen Sie noch heute Handler, Henning & Rosenberg an“, wirbt die gleichnamige Kanzlei aus Pennsylvania. Denn die Nebenwirkungen des Stoffes NDMA, mit dem Valsartan aus der Produktion des chinesischen Lohnherstellers Huahai Pharmaceuticals verunreinigt ist, umfassen auch Leberkrebs, so die Kanzlei. „Sie bezahlen nichts, bis wir Ihren Fall gewonnen haben.“

Auf der Homepage gibt es einen eigenen Menüpunkt „Valsartan“. Der Blutdrucksenker ist dort in guter Gesellschaft: Auch wenn man glaubt, wegen der Einnahme von Bayers Blutverdünner Xarelto einen Schaden zu haben oder dass ein bestimmter Pharmakonzern für die eigene Abhängigkeit von Opioiden verantwortlich ist, kann man den jeweiligen Menüpunkt anklicken. 13 Punkte, also Arzneimittel, sind es insgesamt.

Und Handler, Henning & Rosenberg ist nur eine von vielen Kanzleien, die Valsartan entdeckt hat: Auch die Kanzlei Rasansky aus Dallas, Texas, wirbt offensiv um potentielle Opfer. „Warten Sie nicht, falls Sie geschädigt wurden. Rufen Sie 1-855-833-3707 an für eine kostenlose Erstberatung mit Valsartan-Anwälten, die Ihnen helfen können“, steht auf deren Homepage.

Nach der Erläuterung der möglichen Folgen der Einnahme von verunreinigtem Valsartan wird erklärt, was im Erfolgsfall vor Gericht herauszuholen ist: Erstattung vergangener, momentaner und zukünftiger Behandlungskosten, Entschädigung sowohl für physisches als auch emotionales Leid, Ausgleich entgangener Einnahmen, speziell falls man ins Krankenhaus musste, sowie „andere wirtschaftliche Verluste“ allgemein.

Noch eindringlicher wirbt Van Wey Law, ebenfalls aus Dallas: „In vielen Fällen ist eine Valsartan-Klage die einzige Möglichkeit, Geld zurück zu erhalten, das man ausgegeben hat für Krankenhauskosten, verlorenes Einkommen – und bei manchen für die Beerdigung“, liest man auf deren Homepage. Andere wiederum würden einen Rechtsstreit wegen Valsartan beginnen, „um einen Unterschied zu machen und andere davor zu bewahren, denselben Horror durchleben zu müssen, den man selbst durchgemacht hat“.

Professor Dr. Fritz Sörgel vom Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) sieht darin einen krassen Gegensatz zum Umgang mit dem Skandal hierzulande. „Das musste ja kommen“, schrieb er auf Facebook. „Erste ‚Law Firms‘ nehmen sich der Sache an und bereiten Schadensersatzklagen vor und bei uns wird alles unter den Teppich gekehrt. Business as usual.“ Er kündigte an, am 20. August in Nürnberg zusammen mit dem Toxikologen Professor Dr. Ralf Stahlmann von der Berliner Charité auf einer öffentlichen Veranstaltung zu sprechen und „einen Weg aufzuzeigen, wie man mit den betroffenen Patienten umgehen sollte und ihrem Wunsch nachkommt, Informationen in einer Diskussion zu erhalten“.

In den USA gibt es zahlreiche Kanzleien, die auf Prozesse gegen Pharmaunternehmen, Kliniken und sonstige Gesundheitsdienstleister spezialisiert sind. Schadensersatzprozesse sind in den USA ein Milliarden-Business. Hersteller müssen regelmäßig hohe Summen zahlen. Erst im Juli wurde Johnson & Johnson beispielsweise zu einer Strafe von 4,7 Milliarden US-Dollar verurteilt. 22 an Eierstockkrebs leidende Frauen hatten den Konzern verklagt, weil sie sein Babypuder für ihre Erkrankungen verantwortlich machen.

Auch andere große Hersteller wie MSD und GlaxoSmithKline (GSK) müssen sich in den USA regelmäßig Klagen solcher Kanzleien erwehren, die teilweise mit großangelegten Kampagnen um die Gunst potentieller Kläger buhlen. Für Schadenersatzklagen gegen die HPV-Impfstoffe Gardasil (GSK) und Cervarix (MSD) wurde beispielsweise mit einer professionell produzierten, dreiteiligen Dokumentation auf YouTube geworben.

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