Heimversorgende Apotheken müssen sich für das Einsammeln der elektronischen Gesundheitskarten (eGK) etwas einfallen lassen. Denn um an die Karten der Patient:innen zu kommen, wird häufig der Bote geschickt. „Manchmal holen wir Karteikästen aus den Heimen ab“, erklärt Apotheker Gerrit Köster. Das Problem: Es fehlt an einer flächendeckenden Digitalisierung der Heime in der Arzneimittelversorgung. „Das Einlesen der Karten dauert lange und beansprucht zudem eine HV-Kraft“, beklagt er.
Die wenigsten Pflegeeinrichtungen sind bereits an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen. „Es gibt aber auch einige Heime, wo es extrem gut läuft“, so Köster. „Da wird die KIM genutzt und das klappt super und unkompliziert, aber es sind leider die wenigsten Einrichtungen.“ Der Apotheker ist als Springer im Raum Schleswig-Holstein im Einsatz. „Ich habe in einigen Apotheken gearbeitet, die auch Heime beliefern und kenne diverse Verfahren im Umgang mit eGK.“
Die Situation erschwert den Apotheken regelmäßig zu Quartalsbeginn die Arbeit: „Wir müssen die Karten ja irgendwie von den Heimbewohnern zu uns in die Apotheke bekommen, um dann im Endeffekt die verordneten Medikamente zu beliefern“, so Köster. Das sei zwar gar nicht die Aufgabe der Apotheke, aber es bleibe dennoch oft am Boten hängen.
„Zumal ohnehin häufig die Strecke gefahren wird, da können die Karten auch gleich mitgenommen werden.“ Man schätze untereinander die Zusammenarbeit zwischen Apotheke und Heim: „Die Pflege ist ein hartes Brot, die Heime haben häufig gar keine Kapazitäten, um jemanden zu schicken, der die eGK zum Einlesen bringt. Teilweise müssen Pfleger:innen alleine bis zu 30 Patienten betreuen, da kann ich es verstehen, dass besser der Apothekenbote fährt“, so Köster.
Mitunter arbeiten aber vor allem die kleineren Heime noch „steinzeitlich“, so Köster. „Oftmals wird einfach der Benefit einer Digitalisierung wie der Anwendung der KIM nicht gesehen. Man kann die daraus entstehenden Kapazitäten für das Personal nicht monetär beziffern, die Heimleitung sieht nur die daran hängenden Ausgaben und scheut sich, diese zu stemmen.“
So kam es bereits häufiger vor, dass ganze Karteikästen aus den Heimen abgeholt wurden. „Darin waren dann alle eGK gesammelt.“ Leider sei dies noch eines der besseren Systeme gewesen“, so Köster. „Es geht auch deutlich schlechter und unorganisierter.“ Für die Bearbeitung müsse dann regelmäßig eine HV-Kraft abgestellt werden. „Bevor das E-Rezept eingeführt wurde, konnten auch PKA im Backoffice diese Arbeit erledigen, aber man braucht für das Einlesen der Karten zwingend eine Kasse beziehungsweise einen Rechner mit Einleseterminal“, so der Apotheker. In den meisten Apotheken stehe dieser im HV-Bereich. „Stellt sich nun eine PKA an die Kasse, um die Karten dort einzulesen und abzuarbeiten, wird sie automatisch auch vom Kunden wahrgenommen.“
Dies erwecke den Eindruck, sie könne auch „mal eben schnell“ den Kunden bedienen. „Beim Kunden sorgt das natürlich für Unverständnis, weil er nicht beachtet wird. Also teilt man dafür eine PTA ein, die man eigentlich als HV-Kraft bräuchte“, so Köster. Einen Terminal könne man auch ins Backoffice bauen, aber die meisten Apotheken wollen die hohen Kosten für die Installation nicht stemmen. „Es kommt natürlich auch auf den jeweiligen Aufwand an, der für das Einlesen der Karten von Heimpatienten anfällt. Aber die meisten kleineren Apotheken, in denen ich gearbeitet habe, verzichten darauf und belassen es bei den Terminals im HV“, so Köster.