Impfkomplikationen

Thrombozytopenie auch bei Sputnik V

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Berlin -

Die sogenannte „Vakzin-induzierte immunthrombotische Thrombo­zytopenie“ (VITT) wurde zuerst beim Vektor-basierten Vakzin von AstraZeneca beobachtet. Doch auch andere Impfstoffe können zu der seltenen Impfkomplikation führen: Wie ein Bericht aus dem „New England Journal of Medicine“ (NEJM) zeigt, sind auch Patient:innen nach der Applikation des russischen Impfstoffs Sputnik V von der VITT betroffen – bislang hatte man hierzu keine Meldungen gefunden.

Sie gilt als seltene Nebenwirkung der Vektor-basierten Impfstoffe: Die VITT trat vor allem in Zusammenhang mit den Vakzinen von AstraZeneca und Janssen auf. Beim russischen Impfstoff Sputnik V wurde bislang nicht über einen Zusammenhang mit der Impfkomplikation berichtet – obwohl er auf der gleichen Technologie beruht.

Hohe Dunkelziffer in ärmeren Ländern

Ein Bericht im NEJM zeigte nun jedoch, dass es auch beim russischen Impfstoff zur VITT gekommen ist. Er wird vor allem in ärmeren Ländern eingesetzt – eine Verknüpfung mit eventuellen Nebenwirkungen ist dort oft nicht möglich, wodurch die Dunkelziffer solcher Fälle möglicherweise hoch ist.

Zwei Verdachtsfälle wurden nun im Fachjournal vorgestellt – in einem Fall sind sich Expert:innen sicher: Eine 24-Jährige Argentinierin litt sieben Tage nach der Impfung an starken Bauchschmerzen, wenige Tage später kamen anhaltende Kopfschmerzen, Erbrechen und Hämatome im Gesicht hinzu. Als die Patientin neurologische Symptome entwickelte, wurde die Verdachtsdiagnose erstmals gestellt. An Tag 11 wurde schließlich eine Sinusvenenthrombose diagnostiziert. Drei Tage später verstarb die Patientin.

Woher kommt die VITT?

Forscher:inner der Mayo Clinic in Rochester/Minnesota wollten der Ursache der VITT auf den Grund gehen und konnten im Dezember 2021 die Hintergründe beleuchten: Es kristallisierte sich heraus, dass sie wahrscheinlich auf eine Bindung des Plättchenfaktors 4 (PF4) an die Adenoviren zurückzuführen sind. Denn in ihrem Krankheitsbild ähnelt die VITT einer Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT), bei der es ebenfalls zu einer Bildung von PF4-Antikörpern kommt.

Da diese Impfkomplikation fast nur nach der Verabreichung von Vektor-Impfstoffen auftrat, vermuteten Forscher:innen schon länger, dass die Ursache beim Vektor liegen muss. Diesen stellen bei den Impfstoffen von AstraZeneca und Janssen Adenoviren dar: Bei Vaxzevria ist es das Adenovirus ChAdOx1, bei Johnson & Johnson das Adenovirus Ad26.

Das Team der Mayo Clinic hat die beiden Adenoviren genauer unter die Lupe genommen und mithilfe einer Kryoelektronenmikroskopie untersucht. Den Forscher:innen zufolge wurde dabei die höchste Auflösung erzielt, mit der jemals ein Adenovirus untersucht wurde – nämlich 3,07 Ångström. Dabei zeigte sich, dass der Plättchenfaktor 4 an einigen Stellen am Virus haftet. Dabei handle es sich um elektrostatische Anziehung, so das Team.

Die Forscher vermuten, dass dieser Komplex auch dann bestehen bleibt, wenn er durch die Phagozytose aufgenommen und dem Immunsystem präsentiert wird. Wird er dann als körperfremd erkannt, werden die B-Zellen aktiv, die einige Tage später Antikörper gegen den Adenovirus-PF4-Komplex bilden. Dadurch werden Thrombozyten aktiviert, welche zur Thrombenbildung führen.

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