Seit den Razzien bei Zytoservice hat auch Apotheker Jens Woost massive Probleme – aber nicht etwa, weil er oder seine Betriebe in die Affäre verwickelt wären, sondern weil im Zusammenhang mit Zytoservice immer wieder Hamburger Apotheken genannt wurden, die unter derselben Marke arbeiten wie seine: Antares. Woost betont, dass seine Apotheken in Celle und Hambüchen mit den Vorgängen in Hamburg nichts zu tun haben. Trotzdem ist er seit Dienstag unangenehmen Kundenfragen und Anschuldigungen ausgesetzt – und hat nun Angst um seine wirtschaftliche Existenz.
„Es ist eine Katastrophe für mich“, zeigt sich Woost bestürzt. Die Razzia in Hamburg ging durch alle Publikumsmedien – und von RTL bis ZDF war bei den Bildern von den polizeilichen Durchsuchungen mehrfach mindestens eine Apotheke zu sehen, die Woost wohlbekannt ist. Denn er hat die Rechte an der Marke Antares. „Antares-Apotheken ist einfach eine Marke, unter der gemeinsam eingekauft wird“, erklärt er. „Es gibt noch andere Apotheken, die den Namen tragen.“ Doch die seien wirtschaftlich und organisatorisch komplett unabhängig von ihm.
Seit den ersten Medienbeiträgen sind Kunden nun verunsichert und wenden sich an Woosts Betriebe. „Hier rufen Kunden an und wollen wissen, was da los ist, weil sie meine Apotheken im Fernsehen gesehen haben“, erzählt er. Besonders dreist sei ihm ein Journalist erschienen, der sich an ihn wandte und innerhalb einer Frist eine Stellungnahme zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft gegen ihn haben wollte. „Es gibt gar keine Vorwürfe gegen mich!“, erwidert Woost darauf. „Meine Mitarbeiter bekommen Angst und ich habe auch existenzielle Angst, dass mein Name, mein Ruf, meine Marke beschädigt wird.“
Denn eigentlich soll der Name Antares etwas ganz anderes vermitteln. „Der Begriff Antares-Apotheke soll eigentlich als Qualitätsmerkmal im Markt stehen.“ Angefangen hat es mit der heutigen Antares-Apotheke Niedersachsen in Hambühren. Die hat Woost 2009 – damals noch unter anderem Namen – übernommen. 2010 kam eine weitere Apotheke hinzu und Woost gab ihnen den gemeinsamen Markennamen Antares, 2012 kam mit der Antares-Apotheke im Gesundheitszentrum Celle eine weitere hinzu.
Kurz darauf meldet sich aber Krewel Meuselbach zu Wort: Der Mittelständler hatte unter dem Namen Antares von Anfang der 80er bis in die 90er Jahre ein Arzneimittel am Markt und hielt nach wie vor die Markenrechte. 2013 kaufte Woost dem Hersteller die Rechte ab und begann in der Folgezeit, Antares als „Partner-Marke“, wie er es nennt, aufzubauen. Die Apotheken unter der Marke würden aber nur als Einkaufsgemeinschaft auftreten, betrieblich seien vollkommen unabhängig. „Die Antares-Apotheken in Niedersachsen sind ein vollkommen eigenständiges Unternehmen. Niemand außer mir hat da Unternehmensanteile und auch ich habe keinerlei Anteile an Unternehmen in Hamburg“, versichert er.
Mit der gesamten Zyto-Branche habe er überhaupt nichts zu tun. „Meine Apotheken versorgen nachweislich keine onkologischen Praxen.“ Er habe niemals ein Zyto-Labor betrieben und dementsprechend auch niemals Ware von Zytoservice bezogen oder an diese verkauft. „Ich habe gar kein Interesse daran, in so einem Geschäftszweig aktiv zu sein. Ganz im Gegenteil habe ich immer versucht, ein möglichst niedrigschwelliges Versorgungssystem zu etablieren und nicht mit irgendwelchem sogenannten ‚Pharmagold‘ Geld zu machen.“
Er sei „im Prinzip ein Jungunternehmer“, der sich in den letzten zehn Jahren etwas aufgebaut habe. Nun wegen des Namens in die Affäre hineingezogen zu werden und Kundschaft zu verlieren, bedrohe sein Lebenswerk. Was die Hamburger Apotheken unter der Marke getan hätten, könne er nicht beurteilen. Natürlich seien ihm die Inhaber bekannt – über deren mutmaßliche geschäftliche Verbindungen zu Zytoservice könne er aber nichts wissen. Wenn tatsächlich Vorwürfe gegen die Antares-Apotheken in Hamburg erhoben werden sollten, müsse er sich beraten lassen, um Schaden von sich und seinen Mitarbeitern abzuwenden, sagt er und betont deshalb: „Ich beteilige mich aber nicht an Spekulationen und ziehe keine voreiligen Schlüsse.“
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