Deutschland gegen Südkorea

WM: Filialverbund schließt wegen Fußball

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Berlin -

Wenn in wenigen Stunden das letzte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Südkorea angepfiffen wird, dann müssen sich viele Fußballfans mit einem schnellen Blick auf den Liveticker begnügen. Es sei denn, sie haben einen Chef wie Christian Hangen. Seine Mitarbeiter können das Spiel live verfolgen. In allen drei Apotheken des fußballbegeisterten Pharmazeuten wird am Mittwochnachmittag vorzeitig der Feierabend eingeläutet.

„Ich habe meine Teams abstimmen lassen, ob sie arbeiten oder lieber das Spiel schauen möchten“, sagt Hangen. Das Ergebnis sei eindeutig gewesen. An zwei Standorten fiel die Entscheidung einstimmig. In der dritten Apotheke habe sich ein Mitarbeiter fürs Arbeiten ausgesprochen, sei jedoch überstimmt worden, lacht der Apotheker.

Und so wird die Sonnen-Apotheke in Niederaula am heutigen Mittwoch auch während der Mittagspause für die Kunden da sein, dafür aber bereits um 15.30 Uhr schließen. Ähnlich wird es in Hangens Schloss-Apotheke in Eschwege gehandhabt. In der Alheimer-Apotheke geht es sogar noch früher in den Feierabend. Bereits um 12.30 Uhr können die Mitarbeiter den Weg nach Hause, zu Freunden oder zum Public Viewing antreten.

Über Facebookposts und Aushänge in den Schaufenstern informierte Hangen die Kunden der Apotheken. Ohnehin geht er davon aus, dass es nicht viele Patienten in die Apotheken verschlagen hätte. „Mittwochnachmittag ist traditionell nicht die frequenzstärkste Zeit, da die meisten Arztpraxen geschlossen sind“, gibt der Apotheker zu bedenken. „Wegen des Fußballspiels erwarte ich noch weniger Kunden. Ich hoffe, wir konnte alle erreichen und vorwarnen.“

Und es ist nicht das erste Mal, dass es in Niederaula und in den Filialen in Alheim sowie in Eschwege wegen Fußball leicht modifizierte Arbeitszeiten gibt. „Als die deutsche Nationalmannschaft in Brasilien Weltmeister wurde, haben wir spontan beschlossen, am nächsten Tag erst um 11 Uhr aufzusperren“, berichtet Hangen. Dass den Deutschen das Kunststück auch in diesem Jahr gelingt, glaubt der Apotheker nicht. „Ich denke, dass diesmal eine Mannschaft Weltmeister wird, die noch nie den Titel gewonnen hat“, sagt er. Schließlich hätten sich die Favoriten bisher nicht mit Ruhm bekleckert.

Die Fußballfans freut es, die Wirtschaft klagt: Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht davon aus, dass noch rund 30 Prozent der Arbeitnehmer nach 16.00 Uhr arbeiten, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichteten. Das kostet Schätzungen zufolge zwischen 130 und 200 Millionen Euro.

Wenn jeder Zweite von ihnen das Spiel schaut und dabei im Durchschnitt eine Stunde Arbeit ohne Nacharbeiten wegfällt, würden der deutschen Wirtschaft die vom IW geschätzten Kosten von bis zu 200 Millionen Euro entstehen. Die Forscher betonten jedoch, dass das Erlebnis, insbesondere wenn es gemeinsam am Arbeitsplatz stattfindet, auch den Zusammenhalt stärken könne - was sich wiederum positiv auf die Produktivität auswirken könnte.

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