In den USA hat die Versandapotheke Valisure bei der Untersuchung von Valsartan-Präparaten ein viertes Karzinogen entdeckt: In diversen Chargen mehrere Anbieter wurden im Labor „hohe Mengen“ an N,N-Dimethylformamid (DMF) nachgewiesen. Die Firma mit Sitz in New Hagen fordert die Arzneimittelbehörde FDA zum Handeln auf.
Schon die bisherigen Verunreinigungen waren laut Experten auf den Einsatz von DMF bei der Produktion zurückgeführt worden. Nun wurde auch das Lösungsmittel selbst in Fertigarzneimitteln von Novartis sowie den Generikaherstellern Alembic, Amneal, Aurobindo, Macleods und Lupin nachgewiesen. In den meisten Proben waren die Verunreinigungen im dreistelligen Nanogramm-Bereich; die Chargen von Macleods wiesen im Durchschnitt zwischen 4 und 76 µg auf.
Valisure fordert die FDA auf, die betroffenen Chargen zurückzurufen und weitere Untersuchungen der Produkte und Herstellungsverfahren einzuleiten. Außerdem soll die Öffentlichkeit informiert werden. Schließlich soll die Behörde sich dafür einsetzen, dass vor der Chargenfreigabe alle Produkte durch unabhängige Labore untersucht werden.
Außerdem soll die FDA die Grenzen zur täglichen Aufnahme von DMF deutlich absenken. Während es bei den im Laufe des vergangenen Jahres gefundenen Nitrosaminen strikte Grenzwerte gebe, seien bei DMF nach wie vor 8,8 mg erlaubt. Diese Diskrepanz stoße auf „massive Bedenken“, so Valisure. Maximal 1 µg halten die Experten des Versenders für akzeptabel, optimal sei ein Wert von weniger als 96 ng.
Valisure prüft nach eigenen Angaben im Interesse der Arzneimittelsicherheit in hauseigenen Laboren jede Charge von Medikamenten, die an Kunden geliefert werden. Die Analyse erfolgt nach ISO- und nicht nach GMP-Maßstäben. Auch wenn die Kontrolle damit freiwillig ist, ist das Unternehmen seit einer Inspektion im vergangenen Jahr durch die FDA dazu angehalten, alle entdeckten Fehler oder Bedenken an die Hersteller zu melden. Dass das Unternehmen sich nun per Petition direkt an die Behörde und an die Öffentlichkeit wendet, ist nach Angaben von Firmenchef David Light und dem leitenden Wissenschaftler Kaury Kucera auf „erhebliche Bedenken“ zurückzuführen.
Im vergangenen Jahr waren N-Nitrosodimethylamin (NDMA) und N-Nitrosodiethylamin (NDEA) sowie N-Nitroso-N-methyl-4-Aminobuttersäure (NMBA) in verschiedenen Sartanen entdeckt worden. Daraufhin hatte die FDA die maximale tägliche Exposition auf 96 ng (NDMA, NMBA) beziehungsweise 26,5 ng (NDEA) festgelegt.
Erst vor Kurzem hatten deutsche Wissenschaftler zwei weitere Substanzen in Fertigarzneimitteln entdeckt: Professor Dr. Fritz Sörgel vom Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP), Professor Dr. Mona Abdel-Tawab vom Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) und Professor Dr. Ulrike Holzgrabe vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Würzburg hatten 152 Präparate von 39 Herstellern untersucht. Mittels hochauflösender Massenspektroskopie wurden mit Valeramid (VLA) und Dimethylvaleramid (VLA-DIM) zwei weitere Verunreinigungsprodukte nachgewiesen. Im Gegensatz zu den Nitrosaminen gelten diese nicht als krebserregend.
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